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»Die vorgesehenen Kürzungen in dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit gefährden nicht nur lebensrettende Maßnahmen, sondern auch Deutschlands internationale Glaubwürdigkeit«

Brief von 17 Hilfsorganisationen an den Bundeskanzler, 29.7.2025

Als Zusammenschluss von 17 Organisationen, die sich seit Jahren für eine wirksame, werteorientierte und verantwortungsvolle Entwicklungszusammenarbeit sowie humanitäre Hilfe einsetzen, wenden wir uns mit großer Sorge an Sie. Die im Haushaltsentwurf 2026 vorgesehenen Kürzungen in diesen Bereichen gefährden nicht nur lebensrettende Maßnahmen, sondern auch Deutschlands strategische Interessen und internationale Glaubwürdigkeit. 

Aus Sicht einer verantwortungsbewussten, ordnungspolitisch orientierten Politik sind Investitionen in Entwicklungszusammenarbeit eine kluge Maßnahme mit langfristigem Nutzen. Sie tragen zur Stabilisierung fragiler Regionen bei, fördern rechtsstaatliche Strukturen und schaffen wirtschaftliche Perspektiven – sowohl für die Partnerländer als auch für Deutschland. Eine aktuelle Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft zeigt, dass Entwicklungszusammenarbeit nachweislich wirtschaftliche Vorteile für beide Seiten bringt und dass sie neue Märkte für deutsche Unternehmen eröffnen kann. Diese beiderseitigen Vorteile sind starke Argumente für eine strategisch ausgerichtete und ausreichend finanzierte Entwicklungszusammenarbeit.

Zudem ist Deutschlands Rolle als verlässlicher Partner in der internationalen Gemeinschaft ein zentraler Pfeiler unserer Außenpolitik, gerade in diesen Zeiten geopolitischer Instabilität. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, muss sich Deutschland weiterhin weltweit für die Überwindung von Armut, Hunger und Ungleichheit einsetzen sowie für die Erreichung der internationalen Nachhaltigkeitsziele (Agenda 2030). 

Ein Rückzug aus der globalen Verantwortung – ganz besonders im Bereich der globalen öffentlichen Güter wie Bildung und Gesundheit - würde nicht nur das Leid vieler Menschen verschärfen, sondern auch unsere Position in multilateralen Foren schwächen und das Vertrauen in deutsche Verlässlichkeit untergraben. Die humanitäre Hilfe hat in den vergangenen Jahrzehnten zahllose Menschenleben gerettet und dadurch weltweit Stabilität gefördert. Die bereits geplante Halbierung der humanitären Hilfe gefährdet daher Deutschlands Gestaltungsmacht im internationalen humanitären System und schwächt die deutsche Rolle in der multilateralen Zusammenarbeit. 

Wir appellieren daher eindringlich an Sie, die geplanten Kürzungen zu überdenken und sich für eine stabile und zukunftsorientierte Finanzierung der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe einzusetzen. Deutschlands Stärke liegt nicht nur in seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, sondern auch in seiner werteorientierten und politischen Führungsrolle. Solidarität und Mitmenschlichkeit sind prägende Elemente der deutschen Außenpolitik – es wäre fatal, diese kurzerhand aufzugeben. 

Den Brief finden Sie auch hier.