Dokumente zum Zeitgeschehen

»Die Wiedereinführung der Wehrpflicht würde Kosten in Milliardenhöhe verursachen – hauptsächlich bei den Wehrpflichtigen«

Studie des ifo-Instituts, 10.7.2024

Die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland würde gesamtwirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe verursachen. Unser Modell quantifiziert den Rückgang des privaten Konsums in Folge der Wiedereinführung einer Wehrpflicht auf vier Mrd. Euro im 5%-Szenario, 20 Mrd. Euro im 25%-Szenario und 79 Mrd. Euro im 100%-Szenario. Die Kombination aus niedrigen Gehältern und der Verpflichtung für ein Jahr führt dazu, dass Wehrpflichtige nur verzögert mit Bildungsinvestitionen und dem Vermögensaufbau beginnen können. Das erklärt die drastischen Folgen. Bei einer Marktlösung mit höheren Gehältern für die Wehrdienstleistenden würde der Rückgang beim privaten Konsum mit drei Mrd. Euro im 5%-Szenario, 14 Mrd. Euro im 25%-Szenario und 56 Mrd. Euro im 100%-Szenario deutlich geringer ausfallen. Sofern also ein bestimmtes Szenario aus sicherheitspolitischen Erwägungen umgesetzt werden soll, so ist eine Marktlösung aus Effizienzgründen zu präferieren. Die Marktlösung würde jeweils erlauben, die militärischen Fähigkeiten im gleichen Maße wie bei einer Wehrpflicht günstiger zu steigern.

Die Kosten einer Wehrpflicht wären zudem nicht gleichmäßig in der Gesellschaft verteilt, sondern fielen primär bei den Wehrpflichtigen selbst an. Bei allen Modellen einer Wehrpflicht, bei der nicht jedes Individuum einer Alterskohorte eingezogen wird, gibt es Wehrpflichtige und Nicht-Wehrpflichtige. Der Wehrdienst zwingt die Wehrpflichtigen, ihre Bildungs- und Berufsplanung an- zupassen. Die negativen wirtschaftliche Folgen bestehen bis zum Lebensende fort. Wehrpflichtige verzeichnen im Vergleich zu Nicht-Wehrpflichtigen über das gesamte Leben betrachtet einen stärkeren Rückgang bei Konsum (-3 pp.), Wohlfahrt (-3 pp.), Einkommen (-5 pp.), durchschnittlichem Vermögen (-11 pp.) und Vermögen bei Renteneintritt (-6 pp.). Das wirft erhebliche Zweifel mit Blick auf die Wehrgerechtigkeit auf. Deren Grundidee ist, Lasten für staatliche Aufgaben gerecht zu verteilen. Das wäre hier nicht der Fall. Bei einer Marktlösung mit höheren Gehältern müssen hingegen alle Individuen gleichermaßen die höheren Staatsausgaben finanzieren. Sowohl eine Wehrpflicht als auch eine vergleichbare Marktlösung erfordern, dass die Staatsausgaben steigen. Das jeweilige Ausmaß der entstehenden Kosten hängt von der konkreten Ausgestaltung der Wehrpflicht oder der Marktlösung ab und kann zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht seriös beziffert werden.

Die vollständige Studie finden Sie hier.