Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Kinder- und Familienarmut in Deutschland, 10.5.2015
In knapp einem Drittel der Haushalte mit Grundsicherungsbezug lebten im Jahr 2013 Kinder unter 15 Jahren. Insgesamt waren dies 1,62 Millionen Kinder. Mit einer Hilfequote von 15 Prozent sind sie eine der Bevölkerungsgruppen, die besonders häufig auf Leistungen zur Grundsicherung angewiesen sind. Der Anteil der Kinder, der in armutsgefährdeten Haushalten lebte, betrug 2013 auf der Grundlage von PASS 20 Prozent. Wendet man beide Konzepte an, kann man identifizieren, dass 76 Prozent der Kinder in Deutschland in gesicherten finanziellen Verhältnissen leben. 24 Prozent der Kinder wachsen in einem Haushalt auf, der einkommensarm ist und/oder SGB-II-Leistungen erhält. Dies sind hochgerechnet insgesamt 2,58 Millionen Kinder.
Von Einkommensarmut oder SGB-II-Leistungsbezug sind Kinder tendenziell eher betroffen, wenn sie jünger sind, in einem Alleinerziehenden-Haushalt aufwachsen oder mehrere Geschwister haben. Weiterhin ist die Wahrscheinlichkeit SGB-II-Leistungen zu beziehen höher, wenn ihre Eltern keinen oder einen niedrigen Bildungsabschluss oder einen Migrationshintergrund haben. Entscheidend für die Wahrscheinlichkeit im SGB-II-Leistungsbezug aufzuwachsen, ist weiterhin der Erwerbsstatus der Eltern. Damit wird deutlich, dass die Lebenssituation von Kindern untrennbar mit der ihrer Eltern verbunden ist.
In Bezug auf die Versorgungslage von Kindern im Hilfebezug mit Gütern und Möglichkeiten zu sozialer und kultureller Teilhabe zeigt sich, dass diese Kinder in allen betrachteten Bereichen stärker unterversorgt sind als die Vergleichsgruppe der Kinder in gesicherten Einkommensverhältnissen. Im Bereich der Grundversorgung mit elementaren Gütern treten dabei aber nur leichte Unterschiede auf. Auch in Haushalten mit SGB-II-Bezug gelingt die Versorgung mit Gütern des Grundbedarfs in der überwiegenden Mehrheit der Fälle. Im Bereich der sozialen und kulturellen Teilhabe und bei höherwertigen Konsumgütern ist die Unterversorgungsquote höher und unterscheidet sich auch stärker von der Situation der Kinder, die in Haushalten mit gesicherter Einkommenslage aufwachsen. Abzuwarten bleibt, wie sich die Situation von Kindern im unteren Einkommensbereich im Hinblick auf die soziale und kulturelle Teilhabe durch das Bildungs- und Teilhabepaket verändern wird. Was in unserer Betrachtung besonders deutlich wird, ist die finanzielle Knappheit der SGB-II-Haushalte mit Kindern. So können finanzielle Rücklagen kaum gebildet und unerwartete Ausgaben nur selten bewältigt werden.
Insgesamt muss festgehalten werden, dass sich die Situation der Kinder im unteren Einkommensbereich recht ähnlich gestaltet wie im Jahr 2009 (vgl. Lietzmann et al. 2011). Was in der vorliegenden Betrachtung nicht weiter geprüft wurde ist, wie lange Kinder und ihre Familien im SGB-II-Leistungsbezug leben oder von Einkommensarmut betroffen sind. In weiteren Analysen könnte hier weiter differenziert und aufgezeigt werden, wie sich Unterversorgungslagen mit bestehender Hilfebedürftigkeit bzw. Einkommensarmut verändern.
Die vollständige Studie finden Sie hier (pdf).