Studie der Hans Böckler Stiftung, 6.2.2018
Die aktuelle gesellschaftliche Lage in Deutschland ist durch eine Ambivalenz wirtschaftlicher Stabilität und neuer sozialer und kultureller Unsicherheiten geprägt. Wie kommen die Menschen mit diesen Veränderungen zurecht? Wie bewerten sie diese Entwicklung? Welche Werte und Einstellungen teilen die Bürgerinnen und Bürger, worin unterscheiden sie sich? Diesen Fragen ging die Studie »Soziale Lebenslagen« im Rahmen einer differenzierten Befragung nach. Dabei wurden Werte und Einstellungen zu Staat und Gesellschaft, Politik, Parteien und Gewerkschaften ebenso erfasst wie konkrete Lebens und Arbeitsbedingungen. Im Vergleich mit der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2006 zeigte sich: Viele Einstellungsmuster bleiben im Zeitverlauf stabil, wie etwa der hohe Stellenwert »Sozialer Gerechtigkeit«, es gab aber auch deutliche Verschiebungen. Tendenzen der sozialen Vereinzelung haben zugenommen, während zur Kompensation konservative Haltepunkte wie Nationalstolz und Recht und Ordnung an Bedeutung gewinnen. Dazu zeichnet sich eine neue zentrale Konfliktlinie rund um das Thema Migration sowie den Gegensatz zwischen Weltoffenheit und Abschottung ab.
Auf Basis der Befragungsdaten wurde eine Typologie erstellt, die auf der Vorgänger typologie aus
dem Jahre 2006 aufbaut und wie diese auf Werten und politischen Grundeinstellungen beruht. Identifiziert wurden neun politische Typen, die sich in einem politischen Raum aus einer sozioökonomischen und einer kulturellen Achse verorten lassen.
Charakter und Positionierung von drei Typen blieben im Zeitverlauf sehr stabil: die Kritische Bildungselite und das Engagierte Bürgertum, die sich im gesellschaftliche Oben sehen, sowie das Abgehängte Prekariat, das für das Unten steht. In der Mitte jedoch gab es erhebliche Veränderungen, dort nehmen Gesellschaftsferne, Unzufriedenheit, Verunsicherung, Abschottung und das Gefühl mangelnder Wertschätzung deutlich zu. Insgesamt ergibt sich heute – teils quer zum sozialen Status – eine Dreiteilung der Gesellschaft in zufriedene, verunsicherte und enttäuschte Gruppen.
Die vollständige Studie finden Sie hier.