Bericht der Forschungsgruppe »Geschichte des BND« zur Kubakrise, 12.10.2012
Da sich die Kuba-Krise von 1962 im Herbst dieses Jahres zum fünfzigsten Male jährt, widmet sich der Bundesnachrichtendienst (BND) in der vorliegenden Veröffentlichung dieser weltpolitischen Krisensituation und zeichnet das Meldungsbild des BND darüber skizzenhaft nach. Dabei wird bewusst keine historische Neubewertung der Ereignisse vorgenommen. Es soll vielmehr der Verlauf der Krise entlang des Meldungsbildes des BND deskriptiv dokumentiert werden.
Diese außerordentlich angespannte Konfrontation im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, in der sich die breite Öffentlichkeit der Gefahren eines Atomkriegs immer bewusst war, spitzte sich aufgrund der Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba dramatisch zu. Zum Höhepunkt der Krise wies die Sowjetunion für ihre Streitkräfte „volle Gefechtsbereitschaft“, für die des Warschauer Pakts „erhöhte Gefechtsbereitschaft“ an, während die USA erstmals in ihrer Geschichte ihren militärischen Verteidigungszustand auf die Alarmstufe „Defense Condition (DEFCON) 2“ setzten. Die eigentliche Krisensituation um Kuba, die sich in ihrer entscheidenden Phase vom 14. bis zum 28. Oktober 1962 aufbaute, zog eine Neuordnung der internationalen Beziehungen zwischen West und Ost nach sich.
Der BND konnte sich zu Beginn der sechziger Jahre auf ein vielfältiges Meldungsaufkommen zu Kuba stützen. Somit war er in der Lage, die dortige politische und militärische Zuspitzung frühzeitig zu erkennen, die Folgen für die internationalen Beziehungen einzuordnen, die amerikanischen und sowjetischen Reaktionen zu analysieren und die Bundesregierung darüber in Kenntnis zu setzen. Aufgrund der auftragsgemäßen Aufklärung der weltkommunistischen Aktivitäten in jener Zeit sammelte der BND auch Informationen über die Vorgänge und Entwicklungen in und um Kuba und wertete diese aus. Zudem hat sich der damalige BND- Präsident Reinhard Gehlen für die Entwicklung in Kuba auch persönlich interessiert. So soll er Ende der fünfziger Jahre, angesichts der wachsenden Bedrohung Kubas für die USA, sowie 1960/61 die Meinung vertreten haben, dass Washington dieser mit einem militärischen Präventivschlag begegnen solle. So gab er den USA den Rat, diese „gefährliche kommunistische Bastion, die zugleich eine vorzügliche Ausgangsbasis für die kommunistische Infiltration Lateinamerikas darstellt, durch raschen Zugriff in ihren Machtbereich einzufügen [...]“. Befürchtungen, eine amerikanische Militäraktion gegen Kuba könnte einen „Dritten Weltkrieg“ auslösen, wies er zurück. Neben der Bundesregierung wurden auch ausgewählte Partnerdienste informiert. So wurden der amerikanischen Seite die entsprechenden Meldungen zu Kuba per Sonderkurier übermittelt. Vor allem die detaillierten Angaben über den Ausbau der Raketenstellungen auf Kuba, die das Lagebild der Amerikaner ergänzten, stießen dabei auf großes Interesse.
Der BND verfügte zum Zeitpunkt der Krise im Jahre 1962 sowohl auf Kuba selbst als auch im Raum Miami (Florida) über verschiedene nachrichtendienstliche Verbindungen, die in der Lage waren, als sogenannte „stationäre Quellen“ oder „Reisequellen“ kontinuierlich zur Lage zu berichten. Dabei veränderten sich im Meldungsaufkommen und in der entsprechenden Berichterstattung des BND im Verlauf der Jahre 1961 und 1962 die thematischen Schwerpunkte: So stand zunächst der Aufbau einer sowjetgesteuerten Basis für Aktivitäten in Mittelamerika im Fokus, während später der Ausbau Kubas als militärischer Stützpunkt und die politisch- militärische Eskalation der Krise selbst in den Vordergrund rückten.
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