Studie der Hans-Böckler-Stiftung, 7.6.2017
Vor dem Hintergrund des steigenden Pflegebedarfes stehen die Pflegeversicherung und ihre Finanzierungsgrundlagen zur Diskussion. Zwar wurden mit den letzten Reformen die Leistungen verbessert und Pflege- und Betreuungsbedarfe deutlich umfassender als bisher in der Pflegeversicherung berücksichtigt. Dennoch bleibt der Grundmechanismus bestehen, dass Pflegeleistungen durch das Teilleistungsprinzip der Pflegeversicherung nur partiell finanziert werden. Pflegeleistungen müssen in Deutschland in hohem Maße durch private Zuzahlungen finanziert und/oder als private Eigenleistung erbracht werden. Von diesen Rahmenbedingungen sind die Menschen je nach sozialer Lage in sehr unterschiedlichem Ausmaß betroffen.
Das zeigt die Studie „Pflege in den eigenen vier Wänden: Zeitaufwand und Kosten“, die die zeitlichen und finanziellen Aufwendungen privater Haushalte für die häusliche Versorgung von Pflegebedürftigen abbildet. Die empirische Erhebung wurde von November 2015 bis Juni 2016 durchgeführt. In die Auswertung gingen die Befragungsergebnisse von 1024 Pflegehaushalten in Deutschland ein.
Sie ergab, dass gut 70 Prozent der Pflegebedürftigen zuhause versorgt werden. Hochgerechnet auf alle Pflegehaushalte in Deutschland werden dabei rund 90 Prozent des Zeitaufwands für die Versorgung von einer Hauptpflegeperson und weiteren informellen Helfern und nur rund 10 Prozent von professionellen Diensten abgedeckt. Jeder zwölfte Pflegehaushalt in Deutschland beschäftigt eine mit im Hause lebende, meist aus Osteuropa stammende Hilfskraft. Diese Versorgungsform nutzen vor allem Haushalte mit höherem Einkommen und mit Pflegebedürftigen, für die ein sehr hoher Betreuungs- und Pflegeaufand besteht. Die Daten zu den zeitlichen Beanspruchungen der im Haushalt lebenden Hilfskräfte und zu den Kosten für diese Versorgungsform weisen auf erhebliche arbeitsrechtliche Probleme hin, insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes und auf die Bestimmungen zum gesetzlichen Mindestlohn.
Die vollständigen Ergebnisse der Studie finden sie hier.