Lagebericht Rassismus in Deutschland der Beauftragen der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, sowie Antirassismus, 11.1.2023
Der Bericht Rassismus in Deutschland erscheint in Zeiten, in denen viele Menschen besorgt sind. Wegen des Kriegs in der Ukraine, wegen stark steigender Preise für Energie oder Lebensmittel, wegen eines Tons in der gesellschaftlichen Debatte, der spürbar rauer wird. Solche Krisen und Momente des gesellschaftlichen Umbruchs sind immer auch Zeiten, in denen vulnerable Gruppen noch stärker geschützt werden müssen. Denn wie eine Gesellschaft mit ihnen umgeht, ist auch ein Seismograph für die Verfasstheit der demokratischen Kultur insgesamt. Es wird beschimpft und gedroht, online und offline. Dann ist es vom Wort zur Tat nicht weit. Dann werden Flüchtlingsunterkünfte oder Synagogen angegriffen, Frauen mit Kopftuch und sogar Kinder attackiert. All das ist in den vergangenen Wochen passiert und hat Vorgeschichte: Die rassistischen Anschläge in Mölln, Solingen oder Rostock-Lichtenhagen sind traurige Jahrestage.
Von Rassismus betroffenen Menschen müssen stärker in den Blick genommen werden. Rassismuserfahrungen sind auch schmerzhafte Ohnmachtserfahrungen. Es erfordert enorme Anstrengung, angesichts erfahrener Demütigung und Ausgrenzung, die für viele leider zum Alltag gehört, nicht aufzugeben und sich zurückzuziehen. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung sind schon einmal direkt oder indirekt mit Rassismus in Berührung gekommen – zum Beispiel durch Beobachtung eines rassistischen Vorfalls. Mehr als 22% der Gesamtbevölkerung haben ihn selbst erfahren.
Zur Ehrlichkeit gehört, dass Rassismus in seinen Ausprägungen viel zu lange verschwiegen, als Phänomen der Vergangenheit abgetan oder auf extremistische, neonazistische Kreise enggeführt wurde. Zu wenig hat auch die Politik getan, um Menschen zu schützen, die Rassismus trifft, um ihre Perspektive in den Mittelpunkt zu stellen und Versäumnisse bei Prävention und Strafverfolgung aufzuarbeiten. Das muss sich ändern und dafür arbeitet die Bundesregierung: Wir sorgen für mehr Respekt, direkte Unterstützung, Prävention und konsequentes Ahnden von Rassismus.
Wir wollen koordiniert und konsequent gegen Rassismus kämpfen und unseren Zusammenhalt festigen. Damit eine gute Zukunft vor uns liegt. Wir sind mehr, wir sind stärker als der Hass.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier.