Bericht der Amadeu Antonio Stiftung zur Wahrnehmung rechtsextremer Frauen, 5.5.2014
Frauen, die sich in neonazistischen Szenen engagieren, werden häufig mit ihren rechtsextremen Positionen und den entsprechenden Motiven ihres Handelns übersehen. Beate Zschäpe ist hierfür ein aktuelles Beispiel. So wurde in der medialen Berichterstattung unmittelbar nach der Selbstenttarnung des »Nationalsozialistischen Untergrunds« (NSU) häufig davon ausgegangen, dass Zschäpe lediglich »die Freundin von« einem der männlichen Gruppenmitglieder gewesen sei. Neben sexualisierenden Bildern wird sie als politisch uninteressiert gezeichnet und als nicht involviert in die Planung und Umsetzung der Verbrechen. An diesem Fall lässt sich beispielhaft zeigen, inwiefern die ideologische Überzeugung einer Frau, ihr politisches Engagement in der rechtsextremen Bewegung und ihre Gewaltbereitschaft seitens der Medien und im öffentlichen Diskurs weitgehend unbeachtet bleiben.
Das Beispiel Beate Zschäpe ist jedoch kein Einzelfall. Sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart gibt es hierfür viele Beispiele. Einige dieser Fallgeschichten werden wir in der vorliegenden Broschüre erzählen und dahingehend analysieren, was sich daraus für das staatliche und das zivilgesellschaftliche Handeln lernen lässt. Eine der zentralen Folgen des Übersehens rechter Frauen besteht darin, dass rechtsextreme Gruppierungen unerkannt agieren können und ihre Ideologie unbeachtet bleibt. Auf diese Weise jedoch werden Gewalttaten übersehen beziehungsweise nicht zugeordnet. Nicht zuletzt diese Erkenntnis spricht dafür, sich dezidiert der Frage zuzuwenden, welche Gründe dazu führen, dass rechtsextreme Frauen mit ihrer Ideologie und ihrem Handeln aus dem Blick geraten. Wie kommt es, dass der Verfassungsschutz, die Polizei aber auch Jugendsozialarbeit, Medien und Verwaltung die rechtsextremen Motive und Aktionen von Neonazi-Frauen übersehen? In der Broschüre werden wir dieser Frage mit einem Blick in die Geschichte und anhand weiterer Fallbeispiele nachgehen. Und wir geben Handlungsempfehlungen für verschiedene gesellschaftliche Bereiche.
Dies ist eine der zentralen Motivationen für das Heft: Wir richteten deshalb in der Amadeu Antonio Stiftung die Fachstelle Gender und Rechtsextremismus ein, um mehr Aufmerksamkeit dafür zu generieren, dass in der Arbeit gegen Rechtsextremismus das Wissen um Geschlecht und Geschlechterrollen unbedingt berücksichtigt werden sollte. Bislang geschieht dies kaum, obwohl es sowohl für die pädagogische Arbeit in Jugendclubs, Kindergärten und Schulen von Relevanz ist als auch in der Arbeit in Vereinen, der Verwaltung, Polizei und nicht zuletzt im Verfassungsschutz.
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