Dokumente zum Zeitgeschehen

»Schwere Waffen jetzt!«

Offener Brief von Osteuropa-Expert*innen, 19.07.2022

Im Juni 2022 veröffentlichte eine Gruppe bekannter deutscher ProfessorInnen, Kulturschaffenden, PublizistInnen und ein Exdiplomat zunächst in „DIE ZEIT“ und später in „ZEIT ONLINE“ einen wohlklingenden Text, in dem es um eine Waffenruhe in der Ukraine geht. Die besorgten Prominenten versäumen es zwar nicht, Russland im Allgemeinen und dessen Präsident Wladimir Putin im Besonderen zu brandmarken. Sie halten jedoch anscheinend einen Friedensschluss mit Moskau für unproblematisch. Diese Denkfiguren sind in Deutschland nicht ungewöhnlich.

Das Pikante an dem kollektiven Aufruf zu Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland ist: Kein/e Unterzeichnende/r war bislang durch tiefergehende Beschäftigung mit den russisch-ukrainischen Beziehungen aufgefallen. Es steht zu vermuten, dass keine/r der UnterzeichnerInnen Ukrainisch versteht. Man fragt sich, wie viele der Aufrufenden in welchem Maße des Russischen mächtig sind. Damit wiederholt sich das Muster des berühmt gewordenen „Offenen Briefs an Kanzler Scholz“ von 28 mit Osteuropa wenig vertrauten Intellektuellen und KünstlerInnen in der Zeitschrift „EMMA“ vom 29. April 2022.

Es ist nur zu begrüßen, wenn sich auch PublizistInnen und WissenschaftlerInnen außerhalb der Osteuropakunde zur Region öffentlich zu Wort melden. Da es in dem Aufruf um einen Krieg zwischen der Ukraine und Russland geht, verwundert allerdings die vollständige Abwesenheit von ForscherInnen zur ukrainischen und/oder russischen Politik, Armee, Geschichte und Kultur.

Den vollständigen Brief finden Sie hier.​​​​​​