Rede der Auschwitz-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch im Bundestag, 31.1.2018
1938, Kristallnacht - hier kann man nicht bleiben. Aber da war es zu spät, wir waren gefangen. Die Massenerschießungen begannen bereits 1939 mit der Besetzung Polens, und 1942 fand die bekannte Wannsee-Konferenz statt. Sogenannte kultivierte Menschen saßen zusammen und diskutierten ernsthaft, wie man am besten Millionen von Menschen - Juden - aus der Welt schaffen kann. Das einzige Problem schienen die Mischlinge zu sein: Was soll man eigentlich mit den Menschen machen, die nur halb jüdisch sind? Soll man die auch ermorden? (...)
Inzwischen sind über 70 Jahre vergangen, die Generation der Täter gibt es nicht mehr. Man kann es eigentlich der heutigen Jugend nicht verübeln, dass sie sich nicht mit den Verbrechen identifizieren will. Aber leugnen, dass auch das zur deutschen Vergangenheit gehört, darf nicht sein.
Noch mehr zur Sache kann gar nicht sein. Worunter soll ein Schlussstrich gezogen sein? Was geschehen ist, ist geschehen und kann nicht mit einem Strich ausgelöscht werden. Es handelt sich auch gar nicht um Schuldgefühle - die sind vollkommen fehl am Platz -; es handelt sich jetzt um die Sicherheit, dass so etwas nie, aber auch nie wieder hier geschehen kann. (…)
Nach der Katastrophe hat sich Deutschland exemplarisch benommen. Nichts wurde geleugnet. Antisemitismus war nicht mehr modern. Heute sind andere Zeiten. Die Welt ist voller Flüchtlinge. Für uns haben sich die Grenzen damals hermetisch geschlossen und nicht, wie hier, geöffnet, dank dieser unglaublich generösen, mutigen, menschlichen Geste, die hier gemacht wurde.
Die vollständige Rede finden Sie hier.