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»Steuervermeidung spielt eine zentrale Rolle beim angeblichen ›Zukunftsmodell Amazon‹«

Studie der Otto Brenner Stiftung, 24.4.2018

Steuervermeidung spielt eine zentrale Rolle beim angeblichen „Zukunftsmodell Amazon“. Dennoch soll Amazon-Gründer Jeff Bezos am heutigen Dienstag den „Axel-Springer-Award“ für „visionäres Unternehmertum“ erhalten. Attac Deutschland und die Otto Brenner Stiftung nehmen die Preisverleihung zum Anlass, die Steuerpraxis von Amazon und anderen Unternehmen öffentlich unter die Lupe zu nehmen und Vorschläge zur Bekämpfung von Konzern- Steuertricks vorzustellen.

So zeigt die aktuelle Untersuchung „Unternehmensteuer in Deutschland: Rechtliche Grauzonen und zivilgesellschaftliche Alternativen“ der Otto Brenner Stiftung, an der auch Attac-Autor*innen mitgewirkt haben, dass die gesetzlichen Regelungen in Deutschland große, multinationale Unternehmen gegenüber kleineren begünstigen. Zudem mangelt es an Transparenz: Die veröffentlichten Informationen erlauben es oft nicht, sich ein korrektes Bild der wirklich gezahlten Steuern zu machen.

„Eine Kombination aus komplizierten Unternehmensstrukturen und lückenhaften Publizitätsvorschriften erschwert es einer interessierten Öffentlichkeit, faire Unternehmen-steuern einzufordern“, konstatiert Studienleiter Christoph Trautvetter. Nur in 75 Prozent der untersuchten Fälle konnten die Unternehmenseigentümer vollständig ermittelt werden, die Steuerquoten waren lediglich für ein Viertel der Unternehmen nachvollziehbar.

Allerdings weist die Studie auch große Unterschiede zwischen den 40 untersuchten Unternehmen nach: Einige Konzerne (Hugendubel, Lidl, Rewe, Aldi und Amazon) unterhalten Tochtergesellschaften in Steueroasen, denen keine wirtschaftlichen Aktivitäten zugeordnet werden konnten. Andere Unternehmen verzichten darauf, Steueroasen zu nutzen, legen ihre Zahlungen offen und weisen deutlich höhere Steuerquoten auf.

Die Forscher*innen schlagen daher die Einführung eines „Steuer-Siegels“ vor, welches das strukturelle Steuervermeidungsrisiko einzelner Unternehmen bewertet: Dadurch würden der kritischen Öffentlichkeit Instrumente an die Hand gegeben, um die Steuerpraxis von Unternehmen zu analysieren und gegebenenfalls zivilgesellschaftlichen Druck aufzubauen.

Die vollständige Studie finden Sie hier.