Dokumente zum Zeitgeschehen

»Studenten leiden besonders unter der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt«

Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach zur Situation Studierender, Mai 2014

1. STUDENTEN IN WOHNUNGSNOT

Studenten sind von der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt besonders stark betroffen. Entsprechend kritisch fallen auch die Erfahrungsberichte aus. 72 Prozent der Studenten berichten von Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, jeder Dritte sogar von erheblichen Schwierigkeiten. Lediglich 26 Prozent der Studenten finden es (eher) leicht, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Dabei schlagen sich die unterschiedlich hohen Mieten in Ost- und Westdeutschland auch in den Antworten nieder. Während 76 Prozent der Studenten in Westdeutschland über Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche berichten, sind dies in Ostdeutschland nur 43 Prozent. Hier empfindet es sogar eine Mehrheit von 54 Prozent als (eher) leicht, ein bezahlbares Zimmer oder eine bezahlbare Wohnung zu finden. Insbesondere Studenten in den alten Bundesländern klagen über einen Mangel an Wohnheimplätzen. 74 Prozent von ihnen halten das Angebot an Wohnheimplätzen an ihrem Studienort für nicht ausreichend, in den neuen Bundesländern sind es lediglich 56 Prozent, in Berlin 73 Prozent.

Die Analyse der Untersuchungsergebnisse zeigt, dass die Studenten zwar mehrheitlich Schwierigkeiten haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden, aber viele von ihnen mit den Zimmern oder Wohnungen, die sie gefunden haben, zufrieden sind. So sind 79 Prozent aller Studenten (sehr) zufrieden mit ihrer derzeitigen Wohnsituation, 34 Prozent von ihnen sogar außerordentlich zufrieden. Nur jeder fünfte Student äußert sich unzufrieden.

2. HERAUSFORDERUNG STUDIENFINANZIERUNG

60 Prozent der Studenten stehen im Monat zwischen 400 und 800 Euro zur Verfügung, 18 Prozent verfügen im Monat über mehr als 800 Euro. 64 Prozent der Studenten erhalten finanzielle Unterstützung durch ihre Eltern, 58 Prozent jobben nebenher. Jeder dritte Student erhält zudem BAföG, weitere 25 Prozent können auf Erspartes zurückgreifen und 4 Prozent der Studenten erhalten Geld aus einem Stipendium.

Immerhin jeder fünfte Student hat sich bereits um ein Stipendium beworben. In Westdeutschland sind es 21 Prozent, in Ostdeutschland nur 16 Prozent. 80 Prozent aller Studenten in Deutschland haben sich aber noch nie für ein Stipendium beworben. Dafür geben die Studenten unterschiedliche Gründe an. Meistgenannter Grund sind Zweifel, ob die Noten gut genug sind. 44 Prozent glauben zudem, dass ihr gesellschaftliches Engagement nicht ausreicht. 38 Prozent wissen laut eigenen Angaben nicht, an wen sie sich für eine Stipendienvergabe wenden müssten. Knapp jeder dritte Student nennt als Grund, noch gar nicht auf die Idee gekommen zu sein, sich für ein Stipendium zu bewerben. Ebenso viele halten das Bewerbungsverfahren für aufwändig und kompliziert und schrecken daher vor einer Bewerbung zurück.

Insgesamt scheinen die Studenten heute besser als bei der Allensbachstudie von vor drei Jahren darüber informiert zu sein, welche Voraussetzungen für die Vergabe von Stipendien erwartet werden. Gleichzeitig scheint bei ihnen jedoch auch die Skepsis größer zu sein, ob sie diesen Anforderungen gerecht werden können.

3. MOBILE STUDENTEN: STUDIEREN IM AUSLAND

Das Ausland genießt große Attraktivität. So waren bereits 18 Prozent der Studentinnen und 15 Prozent der Studenten während ihres Studiums längere Zeit im Ausland, 28 Prozent der weiblichen und 26 Prozent der männlichen Studenten haben dies noch vor. Stipendiaten sind überdurchschnittlich aktiv: 42 Prozent waren bereits im Rahmen ihres Studiums im Ausland, weitere 22 Prozent haben dies fest vor.

62 Prozent aller Studenten konnten während der Auslandssemester auf die finanzielle Hilfe ihrer Eltern bauen, 41 Prozent haben auf Erspartes zurückgegriffen, 30 Prozent arbeiteten im Ausland, jeder vierte Student hat Auslands-BAföG bezogen und 23 Prozent erhielten ein Stipendium. Von den Studenten, die keinen Auslandsaufenthalt planen, verzichtet nur gut jeder Dritte aus finanziellen Gründen auf einen Studienaufenthalt im Ausland. Für 62 Prozent sind dafür andere Gründe ausschlaggebend.

Die Motive für den Auslandsaufenthalt sind klar: 83 Prozent erwarten die Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse. 76 Prozent wollen ein neues Land und dessen Kultur kennenlernen, weitere 63 Prozent glauben, dass ein Auslandsaufenthalt hilft, selbständiger zu werden. Für jeden Zweiten ergeben sich aus einem Auslandsaufenthalt zudem bessere Berufschancen für die Zukunft.

Gut jeder vierte Student will nach Beendigung des Studiums für eine längere Zeit oder sogar dauerhaft ins Ausland gehen. Weit überdurchschnittlich zieht es Stipendiaten ins Ausland: 43 Prozent möchten vorübergehend oder dauerhaft ins Ausland. Eindeutig beliebteste Region ist dafür das nicht deutschsprachige EU-Ausland, gefolgt von Nordamerika.

4. DIE ZEIT NACH DEM STUDIUM: ERWARTUNGEN AN DIE BERUFLICHE TÄTIGKEIT

Mit dem Start in das Berufsleben sind viele Erwartungen und Hoffnungen verbunden. Dies zeigen die Vorstellungen der Studenten darüber, was ihnen an einer Arbeit bzw. einem Beruf besonders wichtig ist. Dieses Anforderungsprofil ist außerordentlich facettenreich und keineswegs primär an materiellen Gratifikationen ausgerichtet. An der Spitze stehen weiche Faktoren: 73 Prozent wünschen sich ein gutes Betriebsklima, 67 Prozent einen sicheren Arbeitsplatz und 66 Prozent, dass die Tätigkeit ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht. 65 Prozent der Studenten legen ganz besonderen Wert darauf, dass sich Privatleben und Beruf vereinbaren lassen, 51 Prozent ist ein Beruf wichtig, der Zukunft hat.

Finanzielle und erfolgsorientierte Aspekte wie hohes Einkommen und gute Aufstiegsmöglichkeiten spielen zwar auch eine Rolle, aber keine besonders herausragende: 46 Prozent wünschen sich unbedingt einen Beruf, der ein hohes Einkommen verspricht, 44 Prozent hoffen auf gute Aufstiegsmöglichkeiten, weitere 41 Prozent auf eine leistungsorientierte Bezahlung. Deutlich vom Gros der Studenten unterscheiden sich die beruflichen Prioritäten der Stipendiaten. Sie legen weit überdurchschnittlich Wert auf die Förderung durch ihre Vorgesetzten, auf gute Aufstiegsmöglichkeiten, auf selbständiges Arbeiten und auf die Möglichkeit, beruflich im Ausland tätig zu sein.

Gleichzeitig ist sich die Mehrheit der Studenten bewusst, dass sie bereit sein muss, für einen Arbeitsplatz gegebenenfalls auch Einschränkungen hinzunehmen. Insgesamt wären 80 Prozent der Studenten bereit, nach dem Studium für eine Stelle in eine andere Region Deutschlands oder ins Ausland zu ziehen.

Die vollständige Studie finden Sie hier.