Expertise für den Mediendienst Integration, 27.1.2022
Deutschlands Leitmedien berichten über Flucht und Einwanderung völlig anders als 2019 und betonen sehr viel stärker die Chancen der Migration. Dies zeigt unsere Analyse der Hauptnachrichten und Boulevardmagazine der acht reichweitenstärksten bundesweiten Fernsehsender sowie von fünf auflagenstarken bundesweiten Tageszeitungen aus vier Kalenderwochen 2021.
Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:
- Wenn die überregionale Presse und die meistgesehenen Fernsehsender über Eingewanderte und Geflüchtete berichten, stellen sie – völlig anders als 2019 – eher die gesellschaftlichen Chancen (37,7 Prozent) als die Risiken (29,1 Prozent) in den Vordergrund.
- Dabei zeigen sich starke Unterschiede zwischen den untersuchten Medien – während Bild und Welt stärker die Risiken betonen, überwiegen bei der Süddeutschen Zeitung und der taz die Chancen. Die Frankfurter Allgemeine und die untersuchten Fernsehformate gewichten Risiken und Chancen ungefähr gleich.
- Eine besondere Rolle spielt dabei der Sport: Darauf bezieht sich rund ein Drittel der Berichte im Kontext von Migration, mehrheitlich auf herausragende Leistungsträger ausländischer Herkunft.
- Geht es im Zusammenhang mit Migration um Kriminalfälle in Deutschland (24,5 Prozent aller Beiträge), dann stehen Eingewanderte und Geflüchtete fünfmal so häufig als Tatverdächtige im Fokus wie als Opfer.
- Die Herkunft von Tatverdächtigen wird seltener genannt als 2019. Doch soweit dies
geschieht, wird über ausländische mutmaßliche Gewalttäter gegenüber deutschen
Tatverdächtigen in starker Verzerrung der Kriminalstatistik rund 16-mal so viel berichtet. - Die Debatte wird vergleichsweise wenig von der Politik bestimmt: In 19,3 Prozent der Beiträge äußern sich Parteivertreter. 2019 waren es noch 29,1 Prozent.
- In 24,2 Prozent der untersuchten Beiträge kommen die Eingewanderten und Geflüchteten selber zu Wort, fast doppelt so häufig wie 2019 (12,3 Prozent). In nur 4,9 Prozent sind dies Frauen.
- Vielstimmige Lobby: Nichtregierungsorganisationen äußern sich in 9,5 Prozent der Beiträge – insgesamt sind dies 31 meist kleinere Verbände, während Großorganisationen wie die Gewerkschaften oder die christlichen Kirchen und ihre Hilfswerke mit jeweils unter einem Prozent Anteil kaum gehört werden.
Die vollständige Expertise finden Sie hier.