Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zur Unternehmensbesteuerung in Deutschland, 28.5.2013
Bezieht man das Aufkommen der Unternehmensteuern auf die Gewinngrößen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, so zeigt sich für den Zeitraum von 2001 bis 2008 eine durchschnittliche Steuerbelastung der Unternehmen von 21 Prozent. Dieser effektive Steuersatz ist erheblich niedriger als die tariflichen Steuersätze in diesem Zeitraum. Grund dafür ist, dass die steuerlich erfassten Gewinne weit unter den gesamtwirtschaftlichen Gewinnen lagen. Diese Besteuerungslücke bewegte sich im Jahr 2007 in einer Größenordnung von mindestens 120 Milliarden Euro oder knapp fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auffällig ist das hohe Niveau an steuerlichen Verlusten und Verlustvorträgen. Die Verlustvorträge bei der Körperschaftsteuer sind bis Ende 2007 auf 568 Milliarden Euro gestiegen. Dies entsprach 23,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder dem 3,5-fachen des körperschaftsteuerpflichtigen Gewinns in diesem Jahr. Durch die Ausweitung der Bemessungsgrundlage im Zug der Unternehmensteuerreform 2008 hat sich die Besteuerungslücke spürbar zurückgebildet, sie lag aber immer noch bei etwa 90 Milliarden Euro oder 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mangels detaillierter statistischer Erfassung ist es derzeit nicht möglich, die Ursachen für die Abweichung zwischen der gesamtwirtschaftlichen Gewinngröße und den steuerlich erfassten Gewinnen genauer aufzuklären.
Das DIW Berlin hat im Januar 2007 eine Studie zu Aufkommen und Bemessungsgrundlagen der Unternehmensbesteuerung in Deutschland veröffentlicht. Dabei wurden die verfügbaren Steuerstatistiken bis zum Jahr 2001 ausgewertet. Aufgezeigt wurde eine deutliche Unterausschöpfung der Bemessungsgrundlagen gemessen an den vergleichbaren Gewinnaggregaten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR). Ferner zeigten sich erhebliche steuerliche Verluste und Verlustvortr.ge. Die Studie stieß seinerzeit auf Interesse vor dem Hintergrund der Beratungen zur Unternehmensteuerreform 2008. Die ermittelte Besteuerungslücke zwischen den Unternehmensgewinnen der VGR und den steuerlich veranlagten Gewinnen wurde in der Diskussion häufig in den Zusammenhang mit grenzüberschreitenden Gewinnverlagerungen zulasten des deutschen Fiskus gestellt. Konkrete Aussagen dazu konnten in der Studie allerdings nicht gemacht werden. Im Folgenden werden überarbeitete und aktualisierte Berechnungen zu Aufkommen und Besteuerungsgrundlagen der Unternehmensbesteuerung in Deutschland vorgelegt.
Die vollständige Studie finden Sie hier (pdf).