Dokumente zum Zeitgeschehen

»Werte werden unwichtiger«

Zentrale Ergebnisse der Wertestudie 2013 des Marktforschungsinstituts YouGov, 12.8.2013

Bürger und Abgeordnete sind sich einig, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau: Die Bedeutung von Werten hat in den letzten Jahren abgenommen. Mehr als die Hälfte der Bürger (55 Prozent) geben dies an und immerhin 39 Prozent der Mandatsträger.

Nur 15 Prozent der Bürger sehen eine gestiegene Bedeutung der Werte – allerdings weichen die Wähler der Grünen deutlich davon ab: Hier sehen 28 Prozent eine Zunahme der Bedeutung von Werten. Bei den Volksvertretern sehen 33 Prozent eine Zunahme der Wichtigkeit: Die Mandatsträger der Parteien sind sich hier weitgehend einig: Lediglich die Abgeordneten von Piratenpartei und CDU/CSU liegen mit 40 Prozent etwas über den Werten der anderen Parteien.

Der Prozentsatz der Bürger, für die Werte in der Gesellschaft in den vergangenen fünf Jahren wichtiger geworden sind, ist nur halb so hoch wie das entsprechende Ergebnis bei den Politikern – und umgekehrt liegt der Anteil derjenigen, für die Werte unwichtiger geworden sind, deutlich höher als bei den Mandatsträgern.

Wurde 2011 noch unisono von beiden Seiten Ehrlichkeit spontan als wichtigster Wert genannt, so zeigen sich 2013 deutliche Unterschiede in der offenen Frage, welche Werte besonders wichtig sind. Bei den Bürgern gewinnt in der spontanen Abfrage Ehrlichkeit als Wert mit deutlichem Abstand vor Gerechtigkeit und Toleranz. Bei den Mandatsträgern streiten neben Ehrlichkeit dagegen die Gemeinschaftswerte Solidarität und Gerechtigkeit eng um den ersten Platz.

Dass Ehrlichkeit bei beiden Gruppen seltener genannt wird als 2011, könnte mit der Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg im Zeitraum Januar bis März 2011 zusammenhängen, die zum Erhebungszeitraum 2011 den meisten Befragten noch deutlich vor Augen gewesen sein dürfte. Die gestiegene Präsenz des Solidaritätsbegriffs bei den Abgeordneten könnte mit der Euro-Krise und den dazugehörigen Debatten erklärt werden.

Was sich in der offenen Abfrage bereits andeutet, setzt sich in der geschlossenen Abfrage nach der Wichtigkeit der Werte fort: Mandatsträger wählen abstrakte Werte wie Gerechtigkeit (63 Prozent), Toleranz (55 Prozent), Freiheit (53 Prozent) und Solidarität (51 Prozent) auf die ersten Plätze, andere konkretere Werte und Tugenden wie Respekt, Familie, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit folgen erst mit deutlichem Abstand dahinter.

Im Unterschied zu den Volksvertretern sind die Präferenzen der Bürger nicht so eindeutig, kein Wert erreicht die 50 Prozent-Schwelle. Respekt (44 Prozent), Gerechtigkeit (43 Prozent) und Ehrlichkeit (41 Prozent) landen auf den Plätzen 1- 3, dicht gefolgt von Familie (39 Prozent), Freiheit (36 Prozent), Zuverlässigkeit (33 Prozent) und Toleranz (31 Prozent).

Der Werte-Abstand zwischen Bürgern und ihren Vertretern ist je nach Partei unterschiedlich groß – besonders deutlich bei der Linken und der SPD. Die kleinste Diskrepanz in den Werten findet sich aktuell zwischen FDP-Abgeordneten und ihren Wählern und nicht mehr wie in 2011 bei CDU/CSU.

Bürger und Abgeordnete sind sich darin einig, wer die Vermittlungsautoritäten für Werte und Tugenden in unserer Gesellschaft sind: In erster Linie sind dies Eltern, Erzieher und Lehrer/innen. Also Vermittlungsinstanzen, die den Menschen unmittelbar nahe stehen. Erst an dritter Stelle werden führende Politiker/innen genannt, dicht gefolgt von Freunden, die besonders bei Befragten von 18-24 Jahren eine wichtige Rolle spielen.

Experten und Prominente spielen dagegen für die Wertevermittlung nur eine nachgelagerte Rolle. Lediglich bei jungen Menschen zwischen 18-24 Jahren haben Prominente aus Musik und Medien einen ähnlich hohen Stellenwert in der Wertevermittlung wie Politiker. Ansonsten sind die Bewertungen der unterschiedlichen Altersgruppen sehr ähnlich. 

Ein überraschendes Ergebnis ist, dass Bürger führenden Politikern mehr Autorität in der Wertevermittlung zusprechen als die Abgeordneten sich selbst zugestehen (30 Prozent im Vergleich zu 23 Prozent). 

Die vollständige Studie finden Sie hier.