Resolution der Allianz der Stahlländer, 29.1.2024
Hinsichtlich der aktuellen umwelt-, klimaschutz-, energie- und außenhandelspolitischen Herausforderungen der heimischen Stahlindustrie auf europäischer bzw. nationaler Ebene vertritt die Allianz der Stahlländer folgende zentralen Positionen:
1. Die gegenwärtig schwierige Entwicklung der Rohstahlproduktion in Deutschland und insbesondere der schrottbasierten und stromintensiven Elektrostahlroute gibt Anlass zu großer Sorge. Die Stahlallianz ruft die Bundesregierung dringend zum Handeln auf, um den Stahlstandort Deutschland zu sichern, zu stärken und Investitionsperspektiven zu schaffen. Aufgrund der weltweit divergierenden Klimaschutzziele besteht die Notwendigkeit, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie inmitten der Transformation zur Klimaneutralität zu sichern. Hierzu bedarf es eines möglichst breit angelegten, wettbewerbskonformen und umsetzungsorientierten Maßnahmenbündels auf europäischer und nationaler Ebene, das Planungssicherheit für die Stahlunternehmen und ihre Beschäftigten schafft.
2. Zentrales Ziel ist die ökologische Transformation des Stahlsektors hin zu wesentlich CO2-ärmeren bzw. CO2-neutralen Produktionsweisen. Die Transformations- bemühungen der deutschen Stahlindustrie treiben die europäischen Dekarbonisierungsaktivitäten entscheidend voran. Für die deutsche Stahlindustrie sind faire Wettbewerbsbedingungen unverzichtbar - ein globales „Level Playing Field“ für alle Marktakteure.
3. Klimaneutrale Stahlproduktion ist auf grüne Elektrifizierung, wesentlich CO2-ärmeren und klimaneutral erzeugten Wasserstoff und Sekundärrohstoffe wie Schrott angewiesen. Dafür benötigt die Stahlindustrie schnellstmöglich politische, förderseitige und infrastrukturelle Rahmenbedingungen. Dazu zählt neben einem beschleunigten und bedarfsgerechten Ausbau der erneuerbaren Energien und Energiespeicherkapazitäten auch ein leistungsstarkes Stromnetz sowie der rasche Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und -infrastruktur (Kern- und Verteilnetze). Um die Verfügbarkeit von CO2-ärmerem und klimaneutralem Wasserstoff zu gewährleisten, muss zeitnah ein Importkonzept vorgelegt werden. Für den internationalen Handel mit Wasserstoff bedarf es harmonisierter Standards für die Produktqualität, die Zertifizierung bzw. Herkunftsnachweise sowie technische Normungsanforderungen. Dies sollte auf nationaler und europäischer Ebene harmonisiert, zügig und technologieoffen entwickelt werden. Zudem sind international wettbewerbsfähige Strompreise dringend notwendig. Mittel- und langfristig muss dies durch ein intelligentes Energiemarktdesign mit grünem Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen und unter Einbeziehung passender Back-Up- Kraftwerkskapazitäten gewährleistet werden. Verbunden mit einer zunehmenden Elektrifizierung von Produktionsprozessen vor dem Hintergrund nationaler Klimaschutzziele steigt vielfach der Bedarf an Netzanschlusskapazitäten von Unternehmen. In vielen Fällen muss der Anschlussnehmer zusätzlich zu den reinen Netzanschlusskosten einen Baukostenzuschuss für den erforderlichen Ausbau des vorgelagerten allgemeinen Versorgungsnetzes zahlen. In Kombination mit weiteren Investitionskosten für Transformationsvorhaben entsteht für Unternehmen ein unverhältnismäßig hoher finanzieller Aufwand, daher werden bundesweit einheitliche Unterstützungsmaßnahmen hinsichtlich der Netzanschlusskosten benötigt. Weiterhin bedarf es einer verstärkten Anstrengung zur Nutzung von Sekundärrohstoffen in der Stahlindustrie und deren strategischer Absicherung der Versorgung. Dies ermöglicht die Senkung des Energiebedarfs, die Verringerung von Abhängigkeiten und somit eine Stärkung der Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit.
Die gesamte Resolution finden Sie hier.