Revolution auf Rumänisch
Möglicherweise wird die rumänische Revolution dieses Winters nicht nur wegen ihrer tragischen Begleitumstände in die Geschichte eingehen. Auch die Art und Weise, wie sie sich vor den Augen der Öffentlichkeit, vor Rundfunkmikrofonen und Fernsehkameras vollzog, ist bisher in der Geschichte einmalig. Die Führung der Opposition hatte das Rundfunkgebäude zu ihrem Hauptquartier gemacht, das Sendestudio wurde zur Bühne, auf der die Revolution gleichsam in Form eines klassischen griechischen Dramas ablief. Militärische Aktionen wurden abgesprochen und koordiniert, Aufrufe verlesen. Die Führer der Opposition traten nacheinander auf, Boten kamen gleich Läufern von Marathon an, um Nachrichten zu überbringen, Dichter wandten sich wie Volkstribunen an die Menschen. Gelegentlich wurde die Szene auch zum Tribunal umfunktioniert, es wurden verhaftete Mitglieder des Ceausescu-Clans und schließlich die Bilder von der Hinrichtung der beiden Protagonisten der Diktatur gezeigt.
Anders als in den übrigen Staaten dessen, was von dem ehedem so genannten Ostblock übriggeblieben ist, vollzieht sich der Abschied vom real existierenden Sozialismus nicht als abgestufte und abgefederte Evolution.