Rigoberta Menchú wuchs, 1959 geboren, im Westen Guatemalas auf, unter den elendsten Bedingungen einer kleinbäuerlichen Indianerfamilie. Weil ein karges Maisfeld zum Überleben nicht reicht, verdingen sich ganze Familien als Saisonarbeiter auf die Kaffeefincas der weißen Großgrundbesitzer. An Schule ist für Rigoberta nicht zu denken, sie pflückt neun Stunden Kaffee für 30 Pfennig Lohn am Tag. Sie wird allerdings Laienkatechetin, die ihrer Dorfgemeinde das weitergibt, was sie durch die Tradition der Maya und die des Christentums gelernt hat. Von den Katechetinnen und Katecheten wurden in den 80er Jahren mehr als 2000 vom guatemaltekischen Militär systematisch ermordet.
Die Familiengeschichte dieser Nobelpreisträgerin spiegelt die Geschichte der Ureinwohner Amerikas seit 500 Jahren: Ausbeutung, Hunger, Verfolgung, aber ebenso Gemeinschaftssinn, Kraft und Widerstand. Einer ihrer Brüder starb an Unterernährung, ein anderer wurde von den Soldaten der guatemaltekischen Armee verbrannt, der dritte starb an den Pflanzengiften, denen er bei der Arbeit auf einer Kaffeeplantage ausgesetzt war. Rigoberta schloß sich einer Selbsthilfeorganisation der Kleinbauern an, der damals noch geheim arbeitenden CUC. Ihr Vater Vicente Menchú, Kleinbauer und Katechet, hatte diese Volksorganisation gegründet; er hat selber 22 Jahre lang für ein Stück Land gekämpft.