Populismus im Ländervergleich
Die Politik des „Populismus“ will (endlich) das „Volk“ zu Wort kommen lassen.1 Ein Volk, dessen Stimme unhörbar geworden ist, weil seine Repräsentanten alles besser wissen: Sie sind Experten des Gemeinwohls, können komplizierte Zusammenhänge durchschauen, respektieren sachliche Zwänge, beachten ferne Folgen, treffen verantwortungsbewußte Entscheidungen. Der politischen Elite steht eine unpolitische Masse gegenüber: häufig emotional, immer uninformiert, im Grunde apathisch. Von Hegel bis Schumpeter und darüber hinaus hat sich die herrschende Theorie darauf festgelegt, daß dieser Zustand nicht nur da, sondern auch gut sei, zeuge er doch von einer verbreiteten Zufriedenheit mit den Verhältnissen und trage außerdem jenen Grenzen Rechnung, die der demokratischen Sache in hochkomplexen Gesellschaften mit „eherner“ Logik nun einmal gesetzt sind.
Doch immer mal wieder wird diese heile Welt durcheinandergewirbelt. Dann rebelliert das Volk und macht seinen Vertretern unmißverständlich klar, daß es sich nicht repräsentiert fühlt. Dann stoßen Machthaber an die Grenze ihrer Macht. Was ihnen richtig erscheint, ist „politisch nicht durchsetzbar“; so gehen sie wider besseres Wissen Kompromisse ein, ändern den vorgesehenen Kurs ihrer Politik oder wenigstens deren Geschwindigkeit – bis sich die Turbulenzen wieder gelegt haben.