"Aufklärer" - das war die Selbstbezeichnung der Mitarbeiter der Auslandsspionage der DDR. Aufzuklären und zu analysieren hatten sie vor allem die Interessen und die strategischen Konzepte der NATO-Staaten gegenüber den Staaten des Warschauer Paktes sowie deren politisch-praktische Umsetzung. Für die HVA stand dabei die Bundesrepublik im Zentrum. In den wechselseitigen Beziehungen zwischen Ost und West gab es sowohl die Konfrontation des Kalten Krieges und des Wettrüstens als auch, nach 1961 zunehmend, Kooperation. Die DDR war an "friedlicher Koexistenz", am Ausschluß eines Krieges und an beiderseitig vorteilhafter Zusammenarbeit interessiert, insbesondere auf ökonomischem Gebiet. Sie erstrebte die völkerrechtliche Fixierung der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Lage, vor allem der neu verlaufenden Grenzen.
Weil die DDR lange Zeit durch die Hallstein-Doktrin international beträchtlich isoliert war und ihr die normalen diplomatischen Kanäle fehlten, hatte ihre Auslandsaufklärung eine über die sonst normalen Funktionen von Auslandsgeheimdiensten hinausreichende Bedeutung: Bis zur weltweiten diplomatischen Anerkennung in den 70er Jahren besaß sie eine Art Ersatzfunktion und diente nicht nur der Erkundung, sondern auch politischen Sondierungen.