Angesichts der neuen politischen Offenheit für Einwanderung ist daran zu erinnern, daß diese seit 45 Jahren stattfindet und die Folgeprobleme früherer Einwanderungen von einer akzeptablen Lösung weit entfernt sind. Viele halten es für selbstverständlich, daß trotz dreieinhalb Millionen Arbeitslosen und über 20% Arbeitslosigkeit bei früheren Einwanderergruppen der Bedarf der Wirtschaft an Arbeitskräften durch zusätzliche Einwanderung befriedigt wird. Neueinwanderer mit Arbeitserlaubnissen, die sie an den anwerbenden Betrieb binden, scheinen für die Unternehmen trotz der Notwendigkeit der Einarbeitung attraktiver zu sein als die Einstellung von Arbeitslosen. Übersehen wird, daß der gesellschaftliche Friede eine zentrale Voraussetzung auch der gedeihlichen Wirtschaftsentwicklung ist. Öffentliche Kundgebungen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, so ermutigend sie sind, schaffen die ethnische Konfrontation nicht aus der Welt. Der Situation der schon im Land befindlichen Einwanderer - und der gesellschaftlichen Sicherheit der Abstammungsdeutschen - sollte daher die gebotene Aufmerksamkeit gewidmet werden. Entscheidende Bedeutung hat die Entwicklung der über zwei Millionen Menschen türkischer Herkunft in Deutschland.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.