"Blätter": Am 24. März jährt sich zum zweiten Mal ein in der Geschichte der NATO beispielloser Vorgang: Flugzeuge der Allianz begannen Ziele in Belgrad und anderen Städten der Bundesrepublik Jugoslawien zu bombardieren. Wie sehen Sie die Gründe und Hintergründe zwei Jahre danach?
Heinz Loquai: Man muß es vielleicht noch deutlicher auf den Punkt bringen. Die NATO hat gegen ein souveränes Land einen Krieg begonnen. Daran kommt keine Umdeutung vorbei. Ohne UN-Mandat und ohne, daß ein NATO-Land angegriffen war. Wie war denn die Situation am 24. März oder kurz davor? Begründet wird der Krieg ja damit, daß einer Völkermordsituation, einer humanitären Katastrophe Einhalt geboten werden mußte. Gab es überhaupt eine humanitäre Katastrophe, die einen Krieg rechtfertigte? Wenn man sich vergegenwärtigt, welche Lagedarstellung das Führungszentrum der Bundeswehr am 25. März, einen Tag nach Kriegsbeginn, dem Verteidigungsausschuß und dem Auswärtigen Ausschuß gibt, wenn man liest, was die militärischen Nachrichtenexperten am 24. März in einer Lageanalyse feststellen, wenn man den Lagebericht des Auswärtigen Amtes vom 19.