Ausgabe Oktober 2010

Think Tank

Rainer Rilling zum 65. Geburtstag

Rainer Rilling – seit 1986 Mitherausgeber der „Blätter“ – veröffentlichte seinen ersten Aufsatz, und zwar über die „antigewerkschaftliche Ideologie der NPD“, im Jahre 1968 in dieser Zeitschrift. Schon ein Jahr später folgte (mit Reinhard Kühnl und Christine Sager) eine Monographie über die damals sehr erfolgreiche Rechtsaußen-Partei.

Früh zeichneten sich die Schwerpunkte und Interessen dieses jungen Autors aus der Kreativabteilung des Marburger SDS ab. Unter der geistigen Schirmherrschaft des „Dreigestirns Wolfgang Abendroth, Heinz Maus, Werner Hofmann“ lernte er, theoretische Kapitalismuskritik – auf der Basis der Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie – durch empirische Forschung auf die Höhe der Zeit zu bringen. Damit sollten zugleichder praktischen Politik Argumente an die Hand gegeben werden, die sie in der Auseinandersetzung mit antidemokratischen Bestrebungen stark machen.

Der Schwerpunkt seiner frühen Arbeiten lag im Bereich der „Kriegsforschung und Vernichtungswissenschaft“ (1970), die dann natürlich auf die Wissenschaftspolitik ausgreifen und schließlich auch den „militärisch-industriellen Komplex“ im Herrschaftszentrum der USA in den Blick nehmen sollten.

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Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

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Indoktrination und Militarismus

von Irina Rastorgujewa

Am Morgen des 24. März hängten unbekannte Aktivisten eine Schaufensterpuppe, die die antike römische Göttin Minerva darstellt, am Denkmal des Grafen Uwarow in der Nähe des Hauptgebäudes der Staatlichen Universität St. Petersburg auf. In der Hand der antiken Schutzherrin der Wissenschaften befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Die Wissenschaft ist tot“.

Scharfsinn und Bescheidenheit

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Wer mit Ingeborg Maus sprechen wollte, wurde von ihr meist auf den Abend verwiesen: Bevorzugt nach 20 Uhr ließ sich die Professorin für „Politologie mit dem Schwerpunkt politische Theorie und Ideengeschichte“ an der Frankfurter Goethe-Universität anrufen und klärte dann geduldig und stets zugewandt organisatorische und akademische Fragen, oftmals bis weit in die Nacht. Natürlich musste man erst einmal durchkommen, denn es waren viele, die etwas mit ihr besprechen wollten.