Derweil sich ganz Europa voller Sorge über seinen Dauerpatienten Griechenland beugt, gerät ein anderes Land fast aus dem Blick: Portugal, das älteste europäische Imperium und der erste europäische Nationalstaat, ist als drittes Euroland unter dem Rettungsschirm gelandet. Nach monatelangem Sträuben und erst nachdem die sozialistische Minderheitsregierung mit ihrem „Programm für Stabilität und Wachstum“, dem vierten Sparplan in zwei Jahren, im Parlament gescheitert ist.
Den Finanzmärkten passte das ganz und gar nicht. Portugals Staatsanleihen wurden prompt herabgestuft, die Zinsen schossen in die Höhe: Innerhalb weniger Tage kletterten sie auf neun Prozent für zehnjährige Anleihen und auf fast sechs Prozent für einjährige. Für dreimonatige Schatzwechsel stiegen die Zinsen innerhalb von zwei Wochen von 4 auf 4,7 Prozent. Mitte Juni stehen Staatsanleihen in Höhe von mehr als sieben Mrd. Euro zur Refinanzierung an. Die portugiesischen Banken und sogar die Zentralbank weigerten sich, Anleihen des eigenen Landes zu kaufen. Das kommt nicht von ungefähr, denn sie werden von den Banken im übrigen Europa mit Kreditentzug bestraft.
Was die Portugiesen ebenso wie die Griechen dringend brauchen, ist eine Atempause, eine Möglichkeit, dem Druck der Finanzmärkte für eine Weile zu entkommen.