Ausgabe Juni 2011

Portugal im Würgegriff

Derweil sich ganz Europa voller Sorge über seinen Dauerpatienten Griechenland beugt, gerät ein anderes Land fast aus dem Blick: Portugal, das älteste europäische Imperium und der erste europäische Nationalstaat, ist als drittes Euroland unter dem Rettungsschirm gelandet. Nach monatelangem Sträuben und erst nachdem die sozialistische Minderheitsregierung mit ihrem „Programm für Stabilität und Wachstum“, dem vierten Sparplan in zwei Jahren, im Parlament gescheitert ist.

Den Finanzmärkten passte das ganz und gar nicht. Portugals Staatsanleihen wurden prompt herabgestuft, die Zinsen schossen in die Höhe: Innerhalb weniger Tage kletterten sie auf neun Prozent für zehnjährige Anleihen und auf fast sechs Prozent für einjährige. Für dreimonatige Schatzwechsel stiegen die Zinsen innerhalb von zwei Wochen von 4 auf 4,7 Prozent. Mitte Juni stehen Staatsanleihen in Höhe von mehr als sieben Mrd. Euro zur Refinanzierung an. Die portugiesischen Banken und sogar die Zentralbank weigerten sich, Anleihen des eigenen Landes zu kaufen. Das kommt nicht von ungefähr, denn sie werden von den Banken im übrigen Europa mit Kreditentzug bestraft.

Was die Portugiesen ebenso wie die Griechen dringend brauchen, ist eine Atempause, eine Möglichkeit, dem Druck der Finanzmärkte für eine Weile zu entkommen.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema