Dokumente zum Zeitgeschehen

»Zwei Drittel der Eltern sind unzufrieden mit der Familienpolitik«

Ergebnisbericht einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa zum Thema „Familie und Wahl“ im Auftrag der Zeitschrift „Eltern", 9.4.2013

1. Meinungen zur Familienpolitik der Bundesregierung

Lediglich gut ein Drittel (38 %) der befragten Eltern hat den Eindruck, dass die derzeitige Bundesregierung konkrete familienpolitische Ziele verfolgt. Die meisten (61 %) können dies nicht erkennen. Besonders die Eltern mit mittlerem Schulabschluss sowie die Anhänger von SPD und Grünen bezweifeln, dass die Regierung konkrete familienpolitische Ziele verfolgt.

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2. Meinungen zur Förderung von Familien

Hinsichtlich der Familienförderung fände es eine große Mehrheit der Eltern gut, wenn mehr Geld für frühe Prävention mit dem Ziel, benachteiligte Kinder sehr früh zu fördern zur Verfügung stünde (93 %) bzw. ein nicht berufstätiger Ehepartner in der Krankenversicherung mitversichert werden könnte (91 %). 87 Prozent sprechen sich für ein flächendeckendes, nicht verpflichtendes Angebot an Ganztagsschulen aus, 83 Prozent für die Einführung eines verpflichtenden kostenlosen letzten Kindergartenjahres. Das Ehegattensplitting zur steuerlichen Entlastung, wenn ein Ehepartner sehr viel weniger als der andere oder gar nichts verdient, halten 81 Prozent für gut. Einen flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuung für alle Kinder ab dem ersten Geburtstag befürworten 78 Prozent, einkommensabhängiges Elterngeld für das erste Jahr nach der Geburt 69 Prozent. Für eine Verlängerung des beschlossenen Betreuungsgeldes bis zum dritten Geburtstag des Kindes sind 54 Prozent, für flächendeckende, verpflichtende Ganztagsschulen ab der ersten Klasse 34 Prozent. Für einen flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuung für alle Kinder ab dem ersten Geburtstag sowie für flächendeckende, verpflichtende Ganztagsschulen ab der ersten Klasse sind insbesondere Eltern im Ost-Teil des Landes. Befragte mit niedrigem oder mittlerem Bildungsabschluss finden eine Verlängerung des beschlossenen Betreuungsgeldes bis zum dritten Geburtstag des Kindes deutlich häufiger als Befragte mit Abitur oder Hochschulabschluss gut.

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Für Frauen spielen ein flächendeckender Ausbau der Kinderbetreuung, der Ausbau nichtverpflichtender Ganztagsschulen sowie die Einführung eines verpflichtenden kostenlosen letzten Kindergartenjahres häufiger als für Männer eine Rolle bei der Entscheidung, welcher Partei man im September seine Stimme gibt.

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3. Vereinbarkeit von Familie und Beruf

16 Prozent der Befragten geben an, große Probleme mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu haben. 38 Prozent haben einige, 46 Prozent so gut wie keine Probleme mit der Vereinbarkeit ihrer familiären und beruflichen Aufgaben. Probleme mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben überdurchschnittlichhäufig Mütter und Eltern von Kindern zwischen 3 und 10 Jahren. An dieser Einschätzung hat sich unter Eltern in den letzten vier Jahren im Wesentlichen nichts geändert.

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Nur wenige Befragte sind der Meinung, der richtige Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit nach der Geburt eines Kindes sei bereits nach dem Ende der Mutterschutzzeit (2 %) oder nach einem halben Jahr (5 %). 24 Prozent halten nach einem Jahr den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wiedereinstieg gekommen, 8 Prozent nach anderthalb Jahren und 17 Prozent nach zwei Jahren. 32 Prozent halten den Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit nach drei Jahren, 10 Prozent noch später für ideal. Ostdeutsche Eltern sind ebenso wie Eltern mit Abitur oder Hochschulstudium häufiger als der Durchschnitt aller Befragten der Ansicht, der ideale Zeitpunkt für den beruflichen Wiedereinstieg sei nach einem Jahr gekommen. Dass Mütter erst wieder in die Berufstätigkeit einsteigen sollten, wenn das Kind drei Jahre alt ist, meinen insbesondere Befragte mit niedrigem Bildungsabschluss.

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40 Prozent der befragten Eltern bevorzugen eine Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, bei der der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit arbeitet und sich vorrangig um Hausarbeit und Kinder kümmert. 38 Prozent präferieren die Variante, dass sowohl Mann als auch Frau die Arbeitszeit auf 30  Stunden pro Woche reduzieren und sich die Hausarbeit und Kinderbetreuung gleichermaßen aufteilen. Dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten und sich Hausarbeit und Kinderbetreuung gleichermaßen aufteilen, finden lediglich 13 Prozent eine gute Lösung. Alle anderen Formen der Arbeitsteilung werden nur von wenigen befürwortet. Eine gleichmäßige Aufteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung bei zwei Vollzeitarbeitenden Elternteilen bevorzugen insbesondere ostdeutsche Eltern. Für eine Reduzierung der Arbeitszeit beider Elternteile auf 30 Stunden pro Woche sind vor allem die älteren, über 45 Jahre alten Eltern. Die jüngeren Eltern hingegen sind häufiger dafür, dass der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit arbeitet.

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Dass sowohl der Vater als auch die Mutter ihre Arbeitszeiten jeweils auf 30 Stunden pro Woche reduzieren, präferieren insbesondere Befragte mit weiterführender Bildung. Befragte mit niedrigem oder mittlerem Bildungsabschluss bevorzugen häufiger das Modell, bei dem der Mann Vollzeit, die Frau Teilzeit arbeitet.

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Die Mehrheit der befragten Eltern (57 %) setzt das Modell „Mann arbeitet Vollzeit, Frau Teilzeit“ in ihrer Familie um. Bei 16 Prozent arbeiten beide Vollzeit und teilen sich Hausarbeit und Kinderbetreuung, bei 14 Prozent geht lediglich der Mann arbeiten. In ostdeutschen Familien ist es verbreiteter als in  westdeutschen, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten und sich die familiären Pflichten gleichermaßen aufteilen. Bei Befragten mit nur einem Kind ist es weiter verbreitet als bei Befragten mit 2 oder mehr Kindern, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten. In kinderreichen Familien mit 3 oder mehr Kindern kommt es häufiger als in kleineren Familien vor, dass die Mutter überhaupt nicht arbeiten geht.

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Diejenigen Befragten, bei denen sich das Wunschmodell der Arbeitsteilung von dem tatsächlich umgesetzten Modell unterscheidet, wurden nach den ausschlaggebenden Gründen dafür gefragt, warum das Wunschmodell nicht umgesetzt wird. 45 Prozent geben an, das Wunschmodell nicht umzusetzen, da sonst das Einkommen zu gering wäre. 39 Prozent haben zu unterschiedliche Gehälter, 29 Prozent befürchten Nachteile im Beruf oder für die weitere Karriere. Ebenfalls 29 Prozent geben fehlendes Einverständnis des Arbeitgebers als Grund an, warum das Wunschmodell nicht umgesetzt wird. Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind für 24 Prozent der Eltern ein Grund, warum das Wunschmodell der Arbeitsteilung nicht in die Tat umgesetzt wird. Bei 7 Prozent ist die Vorstellung über die Arbeitsteilung verschieden zu der des Partners.

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Die gesamte Studie finden Sie hier.