Studie der Bertelsmann Stiftung zu den Effekten der Globalisierung, 24.3.2014
Die Studie „Globalisierungsreport 2014: Wer profitiert am stärksten von der Globalisierung?“ umfasst zwei Teile. Der erste Teil ist der Frage gewidmet, in welchem Maß unterschiedliche Länder in der Vergangenheit von der Globalisierung profitiert haben und inwiefern das auch in Zukunft der Fall sein kann. Der zweite Teil bietet mit dem Prognos Freihandels- und Investitionsindex ein differenziertes Maß für die Attraktivität von Auslandsmärkten für deutsche Unternehmen.
Methodisch beruht die Ex-Post-Analyse des ersten Reportteils auf Szenarienrechnungen für 42 Länder im Zeitraum von 1990 bis 2011. In einem Szenario wird angenommen, dass die Globalisierung ab dem Beginn des Untersuchungszeitraums nicht weiter vorangeschritten wäre. Die Gegenüberstellung des Szenarios und der tatsächlich beobachteten Wirtschaftsentwicklung erlaubt dann, globalisierungsinduzierte Wertschöpfungsgewinne zu quantifizieren und über Länder hinweg zu vergleichen.
Die wesentlichen Ergebnisse der Ex-Post-Analyse auf Basis der Szenarioberechnungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• Summiert man die Differenzen des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner zwischen dem Szenario und der historisch beobachteten Entwicklung über den gesamten Analysezeitraum, so verzeichnete Finnland mit im Durchschnitt jährlich 1.500 Euro je Einwohner die höchsten Globalisierungsgewinne unter allen untersuchten Ländern. Deutschland liegt in dieser Betrachtungsweise gemeinsam mit vielen kleineren europäischen Staaten im ersten Drittel des Rankings. Die großen Schwellenländer nehmen dagegen ausschließlich Plätze am Schluss der Rangliste ein.
• Die schwachen Positionen der Schwellenländer – insbesondere Chinas – sind unter anderem auf deren niedrige Wirtschaftsleistung je Einwohner im Ausgangsjahr zurückzuführen. So beträgt der jahresdurchschnittliche globalisierungsinduzierte Einkommensgewinn je Einwohner in Relation zum Bruttoinlandsprodukt je Einwohner im Jahr 1990 für China rund 18,5 Prozent, für Deutschland hingegen knapp 6 Prozent und für die Vereinigten Staaten lediglich knapp 2 Prozent.
Die Projektionen des ersten Reportteils basieren auf zwei zusätzlichen Szenarienrechnungen mithilfe des makroökonomischen Modells VIEW. Für das Szenario „Beschleunigte Globalisierung“ wird angenommen, dass die Globalisierung im Vergleich zur Vergangenheit zukünftig mit eineinhalbfacher Geschwindigkeit voranschreitet. Im Szenario „divergierende Globalisierung“ wird die wirtschaftliche Entwicklung bei einer angenommenen Stagnation des Vernetzungsgrades Griechenlands, Portugals und Spaniens mit der übrigen Welt simuliert.
Die wesentlichen Ergebnisse der Projektionen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• Im Szenario „Beschleunigte Globalisierung“ zeigt sich, dass insbesondere osteuropäische Staaten und die großen Schwellenländer bis zum Jahr 2020 mit um rund 0,5 Prozentpunkte erhöhten Wachstumsraten rechnen könnten, wenn sich das Tempo der Globalisierung um 50 Prozent erhöhen würde. Für große Volkswirtschaften mit hohem Pro-Kopf-Einkommen wäre dagegen ein wesentlich geringerer Wachstumszuwachs zu erwarten.
• Im Szenario „Divergierende Globalisierung“ fallen die Wachstumseinbußen für die direkt von der modellierten Stagnation der Globalisierung betroffenen Länder Griechenland, Portugal und Spanien erwartungsgemäß am stärksten aus. Bis zum Jahr 2020 würden diese Länder bis zu einen Prozentpunkt p. a. Wirtschaftswachstum einbüssen. Indirekt am stärksten betroffen wären Volkswirtschaften wie Italien, die wichtige Handelspartner der direkt betroffenen Länder sind.
Der Prognos Freihandels- und Investitionsindex – Gegenstand des zweiten Teils der Studie – bündelt ein breites Spektrum ökonomischer, institutioneller und politisch-gesellschaftlicher Indikatoren zu einem umfassenden Maß der Attraktivität von Auslandsmärkten für deutsche Unternehmen. Während die Darstellung als Rangliste Übersichtlichkeit gewährleistet, ermöglichen die große Zahl betrachteter Länder und der hohe Detaillierungsgrad der Indikatorik, Auslandsmärkte zu erkennen, deren Attraktivität für deutsche Akteure noch vielfach unterschätzt wird. Die wesentlichen Ergebnisse der Analyse des Prognos-Freihandels- und Investitionsindex lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• Der Prognos Freihandels- und Investitionsindex zeigt, dass trotz der gegenwärtigen Krisen in der Europäischen Union und vor allem in den Ländern der Euro-Zone die attraktivsten Rahmenbedingungen für ein deutsches Auslandsengagement weiterhin in europäischen Ländern bestehen.
• Daneben bieten vor allem die Vereinigten Staaten und einige asiatische Länder attraktive Auslandsmärkte für deutsche Unternehmen.
Die gesamte Studie finden Sie hier.