Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zur Vermögensverteilung, 11.2.2015
Analysen zur Vermögensungleichheit auf Basis von Bevölkerungserhebungen untererfassen tendenziell die Top-Vermögenden. Gerade dieser Personenkreis ist aber von besonderer Bedeutung, weil er einen beträchtlichen Teil des Gesamtvermögens besitzt. Offizielle Registerdaten zur Vermögenssituation liegen für Deutschland nicht vor, die Top-Vermögen lassen sich lediglich an Hand von „Reichen-Listen“ simulieren. Kombiniert man etwa die Forbes-Liste, die rund 50 Dollar-Milliardäre mit deutscher Staatsbürgerschaft aufweist, mit Befragungsangaben, so erhöht sich im Ergebnis das aggregierte Nettogesamtvermögen aller privaten Haushalte in Deutschland 2012 je nach Szenario um ein Drittel bis etwa 50 Prozent. Auch der Anteil des reichsten ein Prozent (das entspricht rund 400 000 Haushalten) der Bevölkerung am gesamten Nettovermögen steigt dann von rund einem Fünftel auf rund ein Drittel. Der Vermögensanteil der reichsten zehn Prozent der Bevölkerung erreicht nach der Hinzuschätzung – je nach Szenario – zwischen 63 und 74 Prozent am gesamten Nettovermögen. Diese Hinzuschätzungen sind aber mit hoher Unsicherheit behaftet, die nur durch eine Verbesserung der Datengrundlage verkleinert werden kann.
Vermögen sind typischerweise weitaus ungleicher verteilt als laufende Einkommen. Dies zeigt sich darin, dass ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung einen beträchtlichen Teil der gesamten Nettovermögen auf sich vereint. Es besteht ein nicht unerhebliches öffentliches Interesse am Status quo und den Entwicklungen der Vermögensverteilung in Deutschland, denn genaue Kennzahlen zu den Anteilen der reicheren Schichten sowie die exakte Verteilung sind eine wichtige Grundlage für die Steuer- und Sozialpolitik. Jedoch weisen die vorliegenden Datengrundlagen ein deutliches Manko im Hinblick auf die ausreichende Repräsentation von Top-Vermögenden aus. Das Ziel dieser Studie ist es, mittels ökonometrischer Schätzverfahren den obersten Rand der Vermögensverteilung zu simulieren, um eine verbesserte Datengrundlage für die gesamte Vermögensverteilung sowie Verteilungskennziffern zu erhalten. Die in diesem Bericht vorgelegten Ergebnisse beruhen auf einem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsvorhaben zur Analyse der Vermögensverteilung in Deutschland und erweitern Analysen des DIW Berlin zur Beschreibung der Höhe, Zusammensetzung und Verteilung des individuellen privaten Vermögens in den Jahren 2002 bis 2012.3 Empirische Grundlage sind die vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit Infratest Sozialforschung erhobenen Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP).4 Seit 2002 wird im Fünf-Jahres-Rhythmus in Schwerpunktbefragungen die Vermögenssituation erhoben (bislang 2002, 2007 und 2012). Im SOEP wird der Vermögensbestand zwar auf Personenebene ermittelt, wird aber zu Zwecken dieser Analyse auf der Haushaltsebene aggregiert. Damit ist der Datensatz mit der von der Deutschen Bundesbank für Deutschland 2010/2011 erhobenen Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen“ (PHF) vergleichbar, die ein etwas umfangreicheres Portfolio an Fragen zur aktuellen Vermögensposition beinhaltet.
Die vollständige Studie finden Sie hier (pdf).