Dokumente zum Zeitgeschehen

»Mindestens 2466 Menschen wurden 2014 zum Tode verurteilt«

Bericht von Amnesty International über Hinrichtungen und Todesurteile im Jahr 2014, 1.4.2015 (engl. Originalfassung)

Amnesty International registrierte 2014 in 22 Ländern Hinrichtungen und damit in genauso vielen wie im Jahr 2013. Weltweit fanden mindestens 607 Exekutionen statt, im Vergleich zu 2013 ist dies ein Rückgang um fast 22%. Wie in den Vorjahren, sind in dieser Zahl nicht die in China Hingerichteten enthalten, wo Daten zur Todesstrafe als Staatsgeheimnis behandelt werden.

Von mindestens 2.466 Menschen ist bekannt, dass sie 2014 zum Tode verurteilt wurden; das sind 28% mehr als 2013. Dieser Zuwachs war hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass es in Ägypten und Nigeria jeweils einen starken Anstieg bei den Todesurteilen gab. Dort verurteilten die Gerichte in einigen Fällen Dutzende von Menschen zum Tode.

Eine alarmierend hohe Anzahl von Ländern, die 2014 von der Todesstrafe Gebrauch machten, taten dies als Reaktion auf tatsächliche oder wahrgenommene Bedrohungen der staatlichen und öffentlichen Sicherheit durch Terrorismus, Verbrechen oder innere Unruhen. So beendete beispielsweise Pakistan nach dem entsetzlichen Schulmassaker von Peschawar ein sechsjähriges Hinrichtungsmoratorium, das für Zivilpersonen gegolten hatte. Außerdem kündigte die Regierung an, sie werde Hunderte von Todestraktinsassen hinrichten, die wegen terroristischer Straftaten verurteilt worden waren. China setzte die Todesstrafe als Instrument in der Kampagne „Hart zuschlagen“ ein, die von den Behörden als Antwort auf Terrorismus und Gewaltverbrechen im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang bezeichnet wurde.

Es gibt keine Beweise dafür, dass die Todesstrafe eine effektivere Abschreckung vor Verbrechen darstellt als Haftstrafen. Wo Regierungen die Todesstrafe als Lösung für Probleme der Kriminalität und mangelnder innerer Sicherheit präsentieren, führen sie nicht nur die Öffentlichkeit in die Irre, sondern unternehmen oft auch keine Maßnahmen, um das völkerrechtlich anerkannte Ziel der Abschaffung der Todesstrafe zu erreichen.

Viele der Staaten, die die Todesstrafe beibehalten haben, praktizierten sie weiterhin unter Verletzung völkerrechtlicher Gesetze und Standards. Unfaire Gerichtsverfahren, unter Folter oder anderer Misshandlung erpresste „Geständnisse“, die Verhängung und Vollstreckung von Todesurteilen gegen Minderjährige und Menschen, die geistig behindert oder zurückgeblieben sind, sowie für Verbrechen ohne „vorsätzliche Tötung“, waren auch 2014 Merkmale der Anwendung der Todesstrafe.

Trotz dieser Probleme, machte die Welt weiterhin Fortschritte auf dem Weg zur Abschaffung der Todesstrafe.

Mit Ausnahme der Region Europa und Zentralasien, wo Belarus – das einzige Land in dieser Region, das noch hinrichtet – nach 24-monatiger Pause Exekutionen wiederaufnahm, verzeichnete Amnesty International in allen anderen Weltregionen positive Entwicklungen.

In der Region Subsahara-Afrika gab es mit 46 registrierten Hinrichtungen in drei Ländern einen besonders großen Fortschritt, 2013 waren es noch 64 Exekutionen in fünf Ländern gewesen, was einen Rückgang der Hinrichtungen um 28% in 2014 bedeutet.

Die Zahl der in der Region Naher Osten und Nordafrika registrierten Hinrichtungen ging um etwa 23% zurück, von 638 im Jahr 2013 auf 491 im Jahr 2014.
Auf dem amerikanischen Kontinent sind die USA das einzige Land, in dem hingerichtet wird, aber auch dort gingen die Exekutionen von 39 im Jahr 2013 auf 35 im Jahr 2014 zurück. Somit setzte sich der in den letzten Jahren zu verzeichnende ständige Rückgang von Hinrichtungen fort. Der Bundesstaat Washington verhängte ein Hinrichtungsmoratorium.

In der Region Asien-Pazifik (ohne China) wurden weniger Hinrichtungen registriert und in Fidschi, Südkorea und Thailand begannen Debatten über die Abschaffung der Todesstrafe.

Den vollständigen Bericht finden Sie hier.