Auf eines kann man sich im politischen Berlin verlassen: Kaum scheint die malade FDP ein wenig genesen, ist bereits von ihrer „Wiederauferstehung“ die Rede. Und natürlich vor allem zu einem Zweck, um die geliebten koalitionären Farbspiele zu betreiben.
Springers Mann für visionäre Ampeleien ist Ulf Poschardt, Vize-Chef der „Welt“. Gegen das „machiavellistische Perpetuum mobile“ des Merkelianismus entdeckt er die neue Wunderwaffe: Rot-Gelb-Grün. Und die Verkörperung dieser neuen linksliberalen Traumkoalition hat Poschardt auch schon ausgemacht: Frank-Walter Steinmeier – „weil er von all den Führungsfiguren der Sozialdemokraten sicherlich die solideste Mischung aus Erfahrenheit und Charisma besitzt.“ Potztausend, bisher wurde manches mit FWS in Verbindung gebracht, aber Charisma war nicht darunter.
Doch Porsche-Poschardt, einmal in Fahrt, kann das nicht beeindrucken. Er weiß, was anderen bisher verborgen blieb: „Steinmeier ist seit seiner letzten Kandidatur gewachsen, er ist lässiger, entspannter und hedonistischer geworden. Als aufgeklärter Bohemien wäre er Botschafter jener neuen Gründerzeit, die unter Merkels listiger Kanzlerschaft möglich wurde.