Pressemitteilung von UNICEF Deutschland, 24.11.2015
»Die anhaltende Fluchtbewegung syrischer Familien ist nach Einschätzung von UNICEF Folge der verschärften Kämpfe in Syrien in diesem Jahr. Gleichzeitig haben Hoffnungslosigkeit und Not der Flüchtlinge in den Nachbarländern zugenommen. Der heraufziehende Winter mit sinkenden Temperaturen, Regen und Schnee verschärft jetzt zusätzlich vor allem die Lage der Kinder. Viele Familien leben in unbeheizten Zelten oder nicht isolierten Notunterkünften. Sie haben oft kein Geld mehr zum Heizen und für warme Kleidung. UNICEF schätzt, dass derzeit rund 8,2 Millionen Mädchen und Jungen innerhalb Syriens und in den Nachbarländern dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. [...]
Allermeiste syrische Flüchtlinge noch in Nähe zur Heimat
Der aktuelle UNICEF-Lagebericht „Zur Situation der syrischen Kinder im Krieg und auf der Flucht“ dokumentiert die immer schlechter werdende Lage von Millionen Kindern, die als Vertriebene innerhalb Syriens oder als Flüchtling in den Nachbarländern vor dem fünften Kriegswinter stehen. Auch wenn es in Europa anders erscheint: Die allermeisten syrischen Flüchtlinge halten sich in der Nähe ihrer Heimat auf. Allein innerhalb Syriens sind über 6,5 Millionen Menschen Vertriebene im eigenen Land – fast die Hälfte davon sind Kinder. Auch die über vier Millionen Syrer, die Zuflucht in den Nachbarländern gesucht haben, hoffen darauf, wieder nach Hause zurückzukehren. Allerdings lassen Perspektivlosigkeit gepaart mit wachsender Armut immer mehr Familien verzweifeln.
Dramatische Verhältnisse für Kindheit in Syrien
Allein 2014 wurden mindesten 60 Schulen bei Angriffen getroffen. Im September 2015 starben in einem von UNICEF unterstützen Kinderzentrum sechs Minderjährige. In Homs starben vor wenigen Wochen auf einem Spielplatz 19 Kinder. Insgesamt wurden seit 2011 mindestens 11.000 Kinder getötet. Viele Familien wurden bereits mehrfach vertrieben. Drei Viertel der syrischen Bevölkerung leben in Armut. Besonders besorgniserregend ist die Situation von rund zwei Millionen Kindern in schwer umkämpften oder belagerten Gebieten, die nicht oder nur unregelmäßig humanitäre Hilfe erhalten. Die lebensnotwendige Infrastruktur ist vielerorts zusammengebrochen oder schwer beschädigt. Im September waren in Aleppo zum Beispiel zwei Millionen Menschen tagelang ohne Trinkwasser. Nur noch jedes dritte Krankenhaus ist funktionsfähig. Rund zwei Millionen Kinder in Syrien können nicht zur Schule gehen. In Jordanien, Libanon, Irak, Türkei und Ägypten leben über zwei Millionen Flüchtlingskinder. Viele von ihnen können keine Schule besuchen und müssen arbeiten. [...]
Schwierige Bedingungen nach Ankunft in Europa
In Europa angekommen befinden sich die Kinder und ihre Familien zwar in relativer Sicherheit. Aber ihre Lebensumstände werden für lange Zeit schwierig bleiben. Sie müssen in Deutschland nach derzeitigem Stand bis zu sechs Monate in überfüllten Turnhallen, Kasernen, Zelten oder anderen Notunterkünften leben – auf engstem Raum ohne Privatsphäre und mit vielen unbekannten und oft auch traumatisierten Menschen. Vielerorts fehlt es an Mindeststandards zum Schutz von Kindern und Frauen – genauso wie an Spiel- und Lernangeboten. Aus der Sicht von UNICEF sollten die Kinder so kurz wie möglich dort bleiben. Die Gemeinschaftsunterkünfte müssen kindergerecht ausgestattet und der Kinderschutz verbessert werden. Die Kinder brauchen schnellen Zugang zu Lernangeboten und Sprachkursen.[...]«
Die gesamte Pressemitteilung von Unicef Deutschland zum UNICEF-Lagebericht finden Sie hier.
Den gesamten UNICEF-Lagebericht „Zur Situation der syrischen Kinder im Krieg und auf der Flucht“ finden Sie hier.