Dokumente zum Zeitgeschehen

»Jüngere sind weniger umweltbewusst«

Studie des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts, 26.1.2016

Gegenstand des vorliegenden Berichts sind die umweltbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen der jungen Generation, ihr Verständnis eines guten Lebens und der Rolle von Umwelt und Natur dabei und ihre Anforderungen an die Umweltkommunikation und Umweltbildung. Die dargestellten Ergebnisse und Interpretationen stützen sich auf die Daten der Repräsentativbefragung für die Altersgruppe der 14- bis 25- Jährigen und die Befunde der ergänzend durchgeführten qualitativen Untersuchungen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Die Analysen zum Umweltbewusstsein und Umweltverhalten junger Menschen liefern Hinweise dafür, dass in ihrem Bewusstsein und Alltag Umwelt und Nachhaltigkeit einen anderen Stellenwert haben und unter anderen Perspektiven betrachtet werden, als das bei Älteren der Fall ist. Die zentralen Befunde lassen sich in kurzen Thesen zusammenfassen.

Umwelt und Natur spielen in der Alltagswelt junger Menschen eine geringe Rolle. Der erhöhte Leistungs- und Bildungsdruck und unsichere berufliche Perspektiven sind drängendere Herausforderungen. Die Familie und soziale Beziehungen, der Wunsch nach Selbstentfaltung und das Streben nach einem guten beziehungsweise hohen Lebensstandard nehmen in den Vorstellungen von einem guten Leben einen überdurchschnittlich hohen Stellwert ein.

Das Umweltbewusstsein junger Menschen ist global, langfristig und problemorientiert. Wenngleich nicht im eigenen Alltag erfahrbar, stufen sie Klimawandel, Ressourcenausbeutung oder Artensterben als wichtige Probleme ein – aufgrund ihrer biografischen Situation und Sozialisation in krisenhaften Zeiten häufiger als ältere Gruppen. Ebenfalls stärker als ältere Bevölkerungsgruppen sind junge Menschen in einer problem orientierten und polarisierenden Sichtweise des Umweltschutzes verhaftet.

Nachhaltiges Verhalten und jugendspezifischer Lifestyle stehen oft konträr, können aber auch eine gemeinsame Dynamik entfalten. Gegenüber dem Wissen und der Sensibilität für die Umwelt als Problem fallen die Handlungsbereitschaft und das Engagement junger Menschen für Umwelt - und Klimaschutz im Alltag deutlich ab. Ins besondere beim Konsum wird die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln deutlich. In anderen Lebensbereichen lassen sich hingegen Synergien zwischen einem jungen Lebensstil und Nachhaltigkeit beobachten, etwa bei der Mobilität, beim Thema Sharing oder im Zuge eines vegetarischen beziehungsweise veganen Ernährungsstils.

Junge Menschen sind im Dilemma zwischen Wachstumsskepsis und Wohlstandssorgen. Ihre durch schnittlich ausgeprägte Wachstumsskepsis geht mit überdurchschnittlich ausgeprägten Wohlstandssorgen einher. Zudem ist unter jungen Menschen die Überzeugung groß, dass ökologische und soziale Herausforderungen nur mit Wachstum und Wohlstand gemeistert werden können.

Umweltkommunikation für junge Menschen: Action statt gutes Leben? In der Medien - und Alltagswelt junger Menschen spielen Umweltthemen eine geringe Rolle. Auch wenn sie ständig von Medien und Informationen umgeben sind, erreicht die aktuelle Umweltkommunikation sie nur unzureichend. Der Wissensvermittlung in Schulen und Ausbildungsstätten kommt daher (weiterhin) eine große Bedeutung zu.

Das Umweltbewusstsein und Umweltverhalten junger Menschen ist von ihrer spezifischen Lebensphase und gleichermaßen von generationalen Einflüssen geprägt. Charakteristisch für die besondere Lebensphase junger Menschen sind beispielsweise der geringere Stellenwert von gesundheitsbezogenen Aspekten im Zusammenhang mit der Umwelt, die stark ausgeprägte Besorgnis um materiellen Wohlstand und Einkommen und die geringe Einbeziehung generationsübergreifender Thematiken. Die eher von generationalen Prägungen beeinflussten Befunde umfassen etwa die globale Perspektive auf die ökologische Problematik und insbesondere den hohen Stellenwert des weltweitenb Klimawandels, die hohe Affinität zu Sharing und die Präferenz für niedrigschwellige und internetgestützte Formen des Umweltengagements. Je größer der Anteil dieser neuen Generation an der Gesamtbevölkerung wird, desto mehr werden sich Umweltbewusstsein und Umweltverhalten gegenüber den bislang bekannten Formen verändern.

Die vollständige Studie finen Sie hier.