Studie von World Vision und der Hoffnungsträger Stiftung, 18.3.2016
Im Kontext von Flucht wird überwiegend von Erwachsenen oder unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gesprochen. Begleitete geflüchtete Kinder werden in der Regel unter die Familie subsummiert, wodurch ihre individuellen Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden. Auch wenn die Situation der Kinder thematisiert wird, wird meist über sie gesprochen, anstatt mit ihnen. Die Kinder erhalten selten selbst eine Stimme. Dies ist ein dramatischer Missstand, da beinahe ein Drittel der Antragsteller im Jahr 2015 minderjährig war. Die UN-Kinderrechtskonvention, welche seit 2010 uneingeschränkt in Deutschland gilt, hält jedoch fest, dass das kindliche Wohlbefinden vorrangig in alle Entscheidungen, welche Kinder betreffen, einzubeziehen ist.
Vor diesem Hintergrund sprachen die AutorInnen der Studie nach einer intensiven Kennenlernphase mit neun Kindern im Alter von zehn bis dreizehn Jahren, um ihre Sicht auf die Lebenssituation und ihre Bedürfnisse kennenzulernen. Abgesehen von den Unterschieden der individuellen Fluchten, zeigten sich viele Gemeinsamkeiten in den Wahrnehmungen der Kinder.
- Soziale Beziehungen: Alle Kinder leider unter dem Verlust von Menschen und vertrauten Umgebungen. Sie beschreiben aber ebenso die Wichtigkeit der Nähe zu ihrer Familie und die Suche nach neuen Freundschaften.
- Bildung: Die Kinder weisen einen sehr großen Lernwillen auf und bringen Ressourcen mit, die gefördert werden können.
- Sicherheit: Angst vor Abschiebungen und die erinnerungen an die gefährliche Flucht dominieren den Alltag der Kinder.
- materielle Versorgung: Materielle Versorgungsmängel im im fremden Land rufen physische und psychische Schäden hervor.
- Selbstbestimmtheit: Die Kinder haben einen ausgeprägten Wunsch nach Autonomie, der jedoch materielle Abhängigkeiten unerfüllt bleibt.
Diese Ergebnisse werden in Politikempfehlungen umgesetzt: Die wichtigsten lauten:
- Das Wohlbefinden von Kindern laut UN-Kinderrechtskonvention muss bei allen politischen Entscheidungen als handlungsleitend gesetzt werden.
- Koordinierte und an den Bedürfnissen von Kindern orientierte Netzwerke der Versorgung und Teilhabesicherung müssen etabliert und unterstützt werden.
- Zusammenhalt von Familien muss gewährleistet sein.
- Teilhabemöglichkeiten für Kinder und insbesondere Bildungszugänge müssen geschaffen und gesichert werden.
- Psychosoziale und gesundheitliche Versorgung muss unbürokratisch bereitgestellt und gesichert werden.
Die vollständige Studie finden Sie hier.