Dokumente zum Zeitgeschehen

»Die Skepsis gegenüber Einwanderung hat zugenommen«

Studie der Bertelsmann Stiftung, 7.4.2017

Die Willkommenskultur in Deutschland hat ihren ersten großen Stresstest bestanden, aber Einwanderung wird heute kritischer gesehen als in den Befragungen der Jahre 2012 und 2015. Zwar präsentiert sich Deutschland trotz des starken Zuzugs von Asylsuchenden in den beiden vergangenen Jahren als offene und gereifte Einwanderungsgesellschaft, aber die Skepsis gegenüber Einwanderung hat zugenommen.

Willkommenskultur erweist sich als robust, Ost und West driften aber weiter auseinander. Eine deutliche Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass sowohl staatliche Stellen ihrer Kommune (77 Prozent) als auch die Bevölkerung vor Ort (70 Prozent) Einwanderer willkommen heißen, die in Deutschland arbeiten oder studieren wollen. Diese  Wahrnehmung ist im Vergleich zu ähnlichen Umfragen seit 2011 kontinuierlich gestiegen. Es verfestigt sich somit der Eindruck, Deutschland öffne sich stärker für Einwanderung. Auch gegenüber Flüchtlingen ist die wahrgenommene Willkommenskultur ausgeprägt. Allerdings wird sie im Blick auf Behörden deutlich positiver wahrgenommen (73 Prozent) als in Bezug zur Bevölkerung (59 Prozent). Die Willkommenskultur in der Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen wird mit einem Unterschied von 11 Prozentpunkten als weniger ausgeprägt wahrgenommen als die gegenüber Einwanderern. Für eine zügige Arbeitserlaubnis (88 Prozent) und erfolgreiche Integration (77 Prozent) von Flüchtlingen spricht sich eine konstant große Mehrheit aus. Der Anteil der Befragten, der Flüchtlinge als „Gäste auf Zeit“ sieht, die nicht integriert werden müssen, bleibt nahezu unverändert niedrig (23 Prozent). 

Im Ost-West-Vergleichzeigen sich allerdings beachtliche Unterschiede. Schon vor zwei Jahren war auffällig, dass in den ostdeutschen Bundesländern entgegen dem Bundestrend die Skepsis gegenüber Einwanderung zugenommen hatte. Dieses Auseinanderdriften hat sich verschärft. Während im Osten mit 53 Prozent (West: 74 Prozent) immerhin noch eine knappe Mehrheit sagt, die Bevölkerung heiße Einwanderer willkommen, zeigt sich Deutschland in der Flüchtlingsfrage gespalten: Im Osten meinen nur noch 33 Prozent, die Bevölkerung heiße Flüchtlinge willkommen. Davon hingegen sind im Westen doppelt so viele Bürger (65 Prozent) überzeugt.

Die vollständige Studie finden Sie hier.