Studie der Bertelsmann-Stiftung, 12.7.2017
Es werden wieder mehr Kinder geboren in Deutschland und mehr junge Menschen wandern ein.
8,3 Millionen Schüler werden voraussichtlich im Jahr 2025 in Deutschland zur Schule gehen, zeigt
eine neue Studie. Das sind gut 300.000 Kinder und Jugendliche mehr an den allgemeinbildenden
Schulen als vor zwei Jahren. Damit erweist sich insbesondere die offizielle Prognose als deutlich zu
niedrig: Die Kultusministerkonferenz (KMK) geht bisher für 2025 nur von 7,2 Millionen Schülern
aus. Es kommen erhebliche Investitionen auf die Bundesländer zu, weil zehntausende Lehrer und
Klassenräume fehlen.
Im März dieses Jahres verkündete das Statistische Bundesamt erstmals seit dem Jahr 2000 einen
Anstieg der Schülerzahlen. Das Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist der verhaltene
Beginn eines Trends, der enorm an Fahrt gewinnen wird: 2025 werden der Schätzung nach
bereits 4 Prozent mehr Kinder und Jugendliche die Schulbank drücken als heute, im Jahr 2030
sind es sogar 8 Prozent.
Als erste spüren den Anstieg die Grundschulen. Dort fehlen im Jahr 2025 gegenüber heute 24.110
Lehrer, sofern die Klassen nicht größer werden sollen. An den weiterführenden Schulen sinken die
bundesweiten Schülerzahlen zwar zunächst noch einige Jahre. Doch zeitversetzt erreichen die star-
ken Jahrgänge auch die Gymnasien, Gesamt-, Ober- und Regionalschulen. 9 Prozent mehr Schüler
als heute werden 2030 in den Klassenräumen der Sekundarstufe I sitzen. Auch dort werden dann
zusätzlich 27.000 Lehrer benötigt. Weil den Lehrerkollegien aufgrund ihrer Altersstruktur eine Pen-
sionierungswelle bevorsteht und ohnehin vielerorts bereits Lehrermangel herrscht, wird der Bedarf
an zusätzlichen Lehrkräften schwer zu decken sein.
Es fehlt nicht nur an Lehrern, sondern auch an Räumen. Rund 1.800 Grundschulen wurden bundes-
weit seit der Jahrtausendwende wegen Schülermangel geschlossen. Nun, mit wieder steigenden Ge-
burtenzahlen und verstärkter Einwanderung, gilt es, eine deutliche Trendwende einzuleiten. 2025
werden – bei gleichbleibender Schulgröße – fast 2.400 Grundschulen mehr nötig sein als heute.
Etwas später kommen auf die weiterführenden Schulen ähnliche bauliche Engpässe zu. Dabei gelten
bereits jetzt viele bestehende Schulen als marode – die Förderbank KfW schätzt den bundesweiten
Investitionsstau auf 34 Milliarden Euro.
Sowohl die Einstellung zusätzlicher Lehrer als auch der Neu- und Anbau von Schulgebäuden sind nicht
von heute auf morgen zu stemmen. Mehr Lehrer ausbilden, Grundstücke finden, den Bau planen und
umsetzen – all das erfordert Zeit und Geld. Die Studie rechnet für das Jahr 2030 aufgrund des
Schüler-Booms mit 4,7 Milliarden Euro höheren jährlichen Bildungsausgaben als heute. Bislang hatten
die Schulminister mit einer "demographischen Rendite" gerechnet. Das bedeutet: Trotz sinkender
Schülerzahlen keine Budgetkürzungen, dadurch sollte in den Schulen mehr Spielraum für Qualität
entstehen.
"Der Traum von der demographischen Rendite ist ausgeträumt. Jetzt gilt es, in zusätzliche Lehrer und
Schulen zu investieren", sagt Dräger. Er empfiehlt der KMK, ihre Prognose der Schülerzahlen zu ak-
tualisieren. Die stammt aus dem Jahr 2013, als weder steigende Geburtenraten noch Rekord-Zuwan-
derung abzusehen waren. Der Berechnung nach werden 2025 in den Grundschulen 22 Prozent mehr
Schüler sein, als es die Zahlen der KMK voraussagen.
Die vollständige Studie finden Sie hier.