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»Lebensmittelwarnungen: Viele Informationen erfolgen zu spät«

Studie von foodwatch, 23.8.2017

Mehr als fünfhundertmal in den vergangenen fünf Jahren wurden in Deutschland Lebensmittel zurückgerufen, im Durchschnitt jede Woche mindestens zwei. Die Tendenz ist steigend: Für 2016 meldet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) 148 Produktrückrufe, 2015 zählte es 100, in den Jahren zuvor 107 (2014), 75 (2013) und 83 (2012). Die tatsächlichen Zahlen liegen noch darüber, da Behörden nicht über alle Rückrufe auch informieren.

Warnungen können ergehen, wenn Lebensmittel stark mit Salmonellen oder den heimtückischen Listerien belastet sind. Zu Rückrufen kann es auch kommen, wenn Glasstücke oder Plastikteile im Produkt entdeckt oder ein falsches Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt wurde, wenn Allergenhinweise fehlten, wenn Grenzwerte über- oder Mindestmengen unterschritten waren. Nach BVL-Angaben gingen die meisten auf dem bundesweiten Portal lebensmittelwarnung.de vermeldeten Fälle (38 Prozent) auf mikrobiologische Verunreinigungen zurück. Zweithäufigste Ursache waren demnach Fremdkörper (27 Prozent). Kennzeichnungsmängel machten 9 Prozent der Fälle aus, Grenzwertüberschreitungen 7 Prozent, nicht zugelassene Inhaltsstoffe 5 Prozent.

Sicher ist: Wenn doch einmal passiert ist, was eigentlich nicht passieren darf, sind Verbraucherinnen und Verbraucher darauf angewiesen, dass schnell und entschlossen gehandelt und vor allem informiert wird. Doch einheitliche Informationswege und wirklich klare Vorgaben, in welchen Fällen und in welcher Form ein Rückruf zu erfolgen hat, gibt es nicht.

Für diesen Report hat sich foodwatch umfassend mit den gesetzlichen Voraussetzungen und der praktischen Handhabe bei Lebensmittelrückrufen befasst. Wir wollten wissen: Was funktioniert beim Rückrufmanagement im Sinne des Verbraucherschutzes, was funktioniert nicht – und woran liegt das? Die Auswertung von annähernd 100 Rückrufen belegt: Hersteller, Händler und Behörden unternehmen bei Weitem nicht alles, um die Menschen vor gesundheitsgefährdenden Produkten schnell und klar zu warnen. Viele Informationen erfolgen zu spät, manche Warnung wird nur versteckt und auf ausgesuchten Kanälen verbreitet, die Risiken zum Teil sprachlich verharmlost. Die Erfahrungen zeigen deutlich, dass verbindliche Vorgaben für die Verbreitung von Rückrufen fehlen. Schnell, klar formuliert und auf allen denkbaren Wegen müssen die Menschen über gesundheitsrelevante Vorkommnisse informiert werden. Wie dies erreicht werden kann, dafür legt foodwatch am Ende dieses Reports Vorschläge vor.

Die vollständige Studie finden Sie hier.