Dokumente zum Zeitgeschehen

»VW do Brasil war gegenüber der Militärdiktatur loyal«

Studie in Auftrag von VW, 14.12.2017

Das Management von VW do Brasil verhielt sich gegenüber der Militärregierung uneingeschränkt loyal und teilte ihre wirtschaftspolitischen und innenpolitischen Ziele. Die Korrespondenz mit dem Vorstand in Wolfsburg zeigt bis 1979 eine uneingeschränkte Billigung der Militärregierung, die sich nicht in persönlichen Loyalitätsbekundungen erschöpfte. 1969 begann die Zusammenarbeit des Werkschutzes mit der Politischen Polizei des Regimes (DEOPS), die erst 1979 endete.  
Diese Zusammenarbeit kam maßgeblich durch den Leiter des Werkschutzes Ademar Rudge zustande, der sich aufgrund seiner früheren Position als Stabsoffizier der Armee den Sicherheitsorganen besonders verpflichtet fühlte. Er handelte dabei auf eigene Initiative, aber mit dem stillschweigenden Wissen des Vorstands.
Da es keine gesetzliche Anzeigepflicht für oppositionelle Meinungsäußerungen gab, agierte die Leitung des Werkschutzes bei der Überwachung und Denunziation oppositioneller Aktivitäten in der Belegschaft auf eigene Verantwortung und aus der als selbstverständlich empfundenen politischen Loyalität zum Militärregime.  
Obwohl sich der Anteil des Werkschutzes bei der Aufdeckung und Verhaftung einer illegalen kommunistischen Gruppe nicht genau  bestimmen lässt, hätte ein nicht kooperatives Verhalten des Werkschutzes die Festnahmen zumindest verzögern und eventuell verhindern können.
Der Werkschutz überwachte oppositionelle Aktivitäten seiner Beschäftigten und erleichterte durch sein Verhalten die Verhaftung  von mindestens sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als der Einsatz von Folter durch die  Politische Polizei bereits in der brasilianischen und in der deutschen Öffentlichkeit bekannt war. Nach der Aussage des verhafteten Arbeiters Lucio Bellentani ließ der Werkschutz nicht nur seine Verhaftung, sondern auch seine Misshandlung durch die Politische Polizei auf dem Werksgelände geschehen.
Die freiwillige Kooperation mit den regulären Polizeiorganen der Diktatur (Polícia Militar) setzte sich bis zum ersten großen Streik von 1979 fort. Wegen des schrittweisen Übergangs zur Rechtsstaatlichkeit blieb sie zu diesem Zeitpunkt jedoch ohne negative  Folgen für die betroffenen Arbeiter. Doch bis 1980 entließ VW do Brasil Mitarbeiter wegen ihrer gewerkschaftlichen Aktivitäten.   Der Austausch “schwarzer Listen” politisch unliebsamer Arbeiter mit anderen Unternehmen ist dokumentarisch nachweisbar.

Die vollständige Studie finden Sie hier.