Vermögensbericht der Allianz, 26.9.2018
Die globale Vermögenskonzentration (Anteil des reichsten Bevölkerungsdezils am gesamten Netto-Geldvermögen) lag 2017 bei knapp 79%. Dies ist extrem hoch. Allerdings stand dieser Wert im Jahr 2000 noch bei über 90%. Mit Ausnahme des reichsten und ärmsten Dezils – wo die Verschuldung weiter stieg – konnten alle anderen Bevölke- rungsdezile in diesem Zeitraum ihren Anteil am globalen Vermögenskuchen steigern; besonders kräftig gelang dies den Dezilen sechs, sieben und acht - der oberen Mittelklasse-, wo sich die Werte mehr als verdreifachen. Auch mit Blick auf das globale Median- Netto-Geldvermögen pro Kopf geht die Entwicklung zumindest in die richtige Richtung: Es erreichte Ende 2017 EUR 2.810 - gegenüber einem Wert von nur EUR 340 im Jahr 2000. Das Medianvermögen ist seitdem also pro Jahr mit durchschnittlich 13,3% gewachsen - deutlich schneller als das Durchschnittlsvermögen (+5,1 Prozent).
Mehr Ungleichheit in den Industrieländern
Der Vergleich der Entwicklung von Median- und durchschnittlichem Netto-Geldvermögen im nationalen Kontext zeigt ein sehr heterogenes Bild. In vielen Ländern hat sich die Vermögensverteilung demnach seit der Jahrtausendwende verbessert, in vielen hat sie sich aber auch verschlechtert. Zur letzteren Gruppe gehören nicht zuletzt zahlreiche Industrieländer, von den USA über die Eurokrisenländer bis hin zu Deutschland und Japan. Die Wahrnehmung, dass in den letzten Jahrzehnten vor allem die „alten“ Industrieländer unter einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich leiden, scheint also in vielen Fällen durchaus der Realität zu entsprechen. Allerdings hat sich in einigen dieser Länder – z.B. Deutschland und Italien – die Entwicklung seit der Finanzkrise wieder gedreht.
Ein neuer Indikator für die nationale Vermögensverteilung
Um ein differenziertes Bild der nationalen Verteilungsfrage im internationalen Kontext zu zeichnen, führen wir in diesem Bericht einen neuen Indikator ein, den Allianz Wealth Equity Indicator (AWEI). Die Ergebnisse sind teilweise überraschend: Neben den „üblichen Verdächtigen“ USA, Südafrika, Indonesien oder Großbritannien gehören auch Dänemark, Schweden und Deutschland zu den Ländern mit einer relativ stark verzerrten Vermögensverteilung. In Skandinavien dürfte dafür in erster Linie die hohe Verschuldung weiter Teile der Bevölkerung verantwortlich sein; in Deutschland spielen die späte Wiedervereinigung sowie das weitgehende Fehlen einer kapitalgedeckten Altersvorsorge eine entscheidende Rolle. Auf der anderen Seite befinden sich unter der Gruppe der Länder mit einer relativ ausgeglichenen Vermögensverteilung viele europäische Länder aus Ost und West – auch Eurokrisenländer wie Italien, Spanien und Griechenland. Auch wenn die letzten Jahre der Krise und Austerität vor allem in den beiden letztgenannten zu mehr Ungleichheit geführt haben dürften, zehren sie noch immer von ihrer relativ guten Ausgangsbasis, der traditionell recht breiten Verteilung von Vermögen in diesen Ländern – nicht zuletzt auch mit Blick auf Immobilienvermögen. Vor schnellen und verallgemeinernden Schlüssen zur Vermögensverteilung sei also gewarnt. Bis auf die USA entspricht kaum ein Land dem Klischee einer Vermögensverteilung, die bereits extrem verzerrt ist – und sich dennoch immer weiter verschlechtert.
Die vollständige Studie finden Sie hier.