Studie des wissenschaftlichen Instituts der AOK, 30.10.2018
Da die Gesundheitsbeschwerden der Geflüchteten vermutlich auch auf traumatische Erlebnisse und Erfahrungen vor dem Hintergrund von Krieg, Gewalt und Verfolgung in den Herkunftsländern zurückzuführen und im Zusammenhang mit der eigenen Flucht zu sehen sind, wurden diese Erfahrungen ebenfalls erfragt. Auf die Frage: „Haben Sie die nachfolgenden Ereignisse schon einmal selbst erlebt?“ geben rund drei Viertel (74,7 Prozent) der befragten Schutzsuchenden aus Syrien, Afghanistan und dem Irak an, Gewalt in unterschiedlichen Formen persönlich erlebt zu haben. Zwischen den Geschlechtern unterscheidet sich die Gesamtprävalenz nicht (Männer: 74,5 Prozent; Frauen: 75,2 Prozent). Bezogen auf die Altersgruppen waren es 72,1 Prozent der unter 30Jährigen, 74,3 Prozent der 30<40Jäh rigen, 83,1 Prozent der 40<50Jährigen sowie 82,8 Prozent in der Gruppe der ab 50Jährigen, die über mindestens ein traumatisches Erlebnis berichten.
Als zentraler Aspekt subjektiven Wohlbefindens gilt die subjektive Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes. Die Mehrheit der geflüchteten Personen beantwortet die Ein gangsfrage „Wie würden Sie Ihren Gesundheits zustand im Allgemeinen beschreiben?“ im Durchschnitt mit „sehr gut“ oder „gut“ (61,4 Prozent). Vergleicht man die Ergebnisse aber mit den nach Altersgruppen stratifizierten Ergeb nissen der Studie des Robert Koch Instituts zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland 2008– 2011, zeigt sich: Geflüchtete schätzen ihren eigenen Gesundheitszustand subjektiv deutlich schlechter ein als dies Vergleichsgruppen der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland tun (siehe Tabelle 4, Seite 10). Auch wenn nur ver gleichsweise gesunde Menschen die Belastungen einer langen Flucht nach Deutschland auf sich genommen haben, ist dies vermutlich Ausdruck ihrer spezifischen Situation. Dies scheint nicht verwunderlich, betrachtet man Ursachen und Folgen der beschwerlichen Flucht, die im Ver gleich zur erwachsenen Wohnbevölkerung gegebenenfalls schlechtere Lebenssituation in den Erstaufnahmeeinrichtungen als auch unge wisse Zukunftsaussichten. Hinzu kommen möglicherweise Ängste und Sorgen angesichts der Situation in der Heimat. Räumliche Enge, belastende Lautstärke und mangelnde Privatsphäre können den subjektiven Gesundheitszustand ebenfalls negativ beeinflussen – ebenso wie der Umstand, dass der Alltag in den Flüchtlingsunterkünften oft von Langeweile und Unwissenheit über die eigene Zukunftsperspektive bestimmt ist und viele Geflüchtete aus verschiedenen Herkunftsländern in der selben Einrichtung untergebracht sind.
Die vollständige Studie finden Sie hier.