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»Anhänger von Corona-Verschwörungsmythen unterscheiden sich von der restlichen Bevölkerung durch ihre weniger solidarischen Einstellungen«

Studie von d|part, 30.11.2021

Der Anteil von Anhänger:innen von Corona-Verschwörungsmythen in Deutschland hat im Verlauf der Pandemie abgenommen. In der ersten Erhebung im April und Mai 2020 glaubten noch rund 14 Prozent an derartige Mythen. Dieser Wert ist im Februar und März 2021 auf rund 9 Prozent gesunken. Dabei bilden 6 Prozent den sogenannten „harten Kern“, sprich jene, die bei beiden Befragungen an Corona-Verschwörungsmythen glaubten. Seit 2020 haben sich 7 Prozent der Deutschen von derartigen Mythen abgewandt, indessen sich 3 Prozent diesen Mythen neu zugewandt haben. Somit wird durch diesen Bericht ersichtlich, dass es durchaus eine gewisse Volatilität im Lager der Anhänger:innen von Corona-Verschwörungsmythen gibt. Die Gruppe der Anhänger:innen derartiger Mythen unterteilt sich in Personen, die fest davon überzeugt sind und jenen, die sich am Rande von Corona-Verschwörungen bewegen. Bei der letztgenannten Gruppe besteht die größte Chance, sie zur Abkehr von Corona-Verschwörungen zu bewegen.

Trotz der mitunter festgestellten Volatilität bleiben Corona-Verschwörungen aber ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass in allen Bevölkerungsteilen zu finden ist. Allerdings unterscheiden sich die Anhänger:innen von Corona-Verschwörungsmythen in einigen zentralen Aspekten von der restlichen Bevölkerung. Anhänger:innen von derartigen Mythen sind eher in jüngeren Altersgruppen zu finden, vor allem in der Gruppe unter 35. Unter den Bundesländern weist Sachsen einen deutlich höheren Anteil an Anhänger:innen von Corona-Verschwörungsmythen auf.

Soziodemografische Aspekte haben einen gewissen Einfluss auf den Glauben an Corona-Verschwörungsmythen. Stärkere, auch statistisch signifikantere Effekte zeigen sich aber vor allem bei politischen Einstellungen und Wertehaltungen. Anhänger:innen von Corona-Verschwörungsmythen unterscheiden sich von der restlichen Bevölkerung durch ihre deutlich individualistischeren und weniger solidarischen Einstellungen. Der Schutz der Freiheit ist für sie größtenteils wichtiger als der Schutz der Gesundheit. Diese Gruppe lehnt gemäß ihrer Wertehaltungen Konformität ab und ist somit weniger dazu bereit, sich dem Gemeinwohl unterzuordnen. Dies wird auch daran ersichtlich, dass die Impfbereitschaft in dieser Gruppe gemäß den Erwartungen sehr gering ausfällt. Die Anhänger:innen von Corona-Verschwörungsmythen befinden sich vor allem im rechten Lager des politischen Spektrums. Im dezidiert rechten politischen Lager liegt der Anteil des harten Kerns bei rund 20 Prozent.

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In gewisser Weise macht die Pandemie gesellschaftliche Krisen wie beispielsweise ein sinkendes Vertrauen in Medien und Politik sichtbarer. Wer sich von zentralen gesellschaftlichen Institutionen abgewandt hat, tendiert eher dazu, Verschwörungsmythen anzuhängen. Die Krise bezieht sich aber nicht nur auf das Vertrauen, sondern auch auf fundamentale Wertehaltungen. Unsolidarisches Handeln und der Unwille, sich in einer Pandemie dem Gemeinwohl unterzuordnen, können ebenfalls als gesellschaftliche Krise bewertet werden. Zur Bekämpfung von Corona[1]Verschwörungsmythen reicht es demensprechend nicht nur aus, sich um mehr Vertrauen in gesellschaftlich relevante Säulen zu bemühen. Es erscheint gleichermaßen wichtig, für mehr Solidarität und gemeinwohl-orientiertes Handeln zu werben.

Die vollständige Studie finden Sie hier.