Sonja Eismann: Das Rammstein-Syndrom. Junge Frauenkörper als Wegwerfware, S. 47-53
Mit den Vorwürfen junger Frauen gegen den Sänger der deutschen Rockband „Rammstein“, Till Lindemann, scheint die „MeToo“-Bewegung auch in der Musikbranche angekommen zu sein. Die Literaturwissenschaftlerin Sonja Eismann beleuchtet die Machtmechanismen hinter dem mutmaßlichen System Lindemann und fordert, den vielstimmigen Opfern zuzuhören.
Ida Dominijanni: Maskierte Ohnmacht: Berlusconi als Ikone des Populismus, S. 55-61
Die Philosophin Ida Dominijanni beschreibt, wie Silvio Berlusconi die politische Landschaft Italiens über seinen Tod hinaus verändert hat und fragt: Wie war der gesellschaftliche Nährboden Italiens beschaffen, auf dem der Berlusconismus gedeihen konnte?
Norbert Frei: Revisionismus als Versuchung. Die deutschen Deutungseliten und die NS-Vergangenheit, S. 62-76
Die großen Kämpfe über die „Bewältigung“ der deutschen NS-Vergangenheit schienen weitestgehend ausgefochten, bis die AfD diese in revisionistischer Manier wieder aufnahm. Der Historiker Norbert Frei zeichnet die wichtigsten Etappen diese Diskurses bis in die Gegenwart nach.
Wladislaw Subok: Russlands neue Zeit der Wirren. Prigoschins Putschversuch und Putins Schwäche, S. 77-81
Der Aufstand der Wagner-Söldner Ende Juni hat viele, darunter Wladimir Putin, zu Vergleichen mit der Russischen Revolution 1917 bewegt. Dem widerspricht der Historiker Wladislaw Subok. Er sieht viel mehr Parallelen zu einer anderen Ära: der „Zeit der Wirren“ Anfang des 17. Jahrhunderts.
Jens Becker: Im Alarmzustand: Nordosteuropa und der Ukrainekrieg, S. 83-88
Mit ihrem Nato-Beitritt vollziehen Finnland und Schweden einen fundamentalen Politikwechsel. Der Sozialwissenschaftler Jens Becker beleuchtet die Dynamiken, die der Krieg gegen die Ukraine dort und in den drei baltischen Staaten hervorgerufen hat und stellt fest: Trotz aller Dramatik hat die russische Bedrohung diese Staaten nicht in Verlegenheit gebracht.
Grey Anderson: Bidenomics: Mit Sozialpolitik gegen China, S. 89-96
Die aktuelle Industriepolitik der USA, die „Bidenomics“, wurde von der Linken wegen ihrer klima- und sozialpolitischen Fortschritte insgesamt positiv aufgenommen. Das unterschlage aber den aggressiven, gegen China gerichteten Charakter dieser Politik, so der Historiker Grey Anderson.
Arezao Naiby: Ein Land als Gefängnis. Zwei Jahre Taliban-Herrschaft in Afghanistan, S. 97-102
Als vor zwei Jahren die Taliban erneut die Macht im Land übernahmen, veränderte dies das Leben für die Menschen vor Ort schlagartig. Die Journalistin Arezao Naiby beleuchtet die katastrophale Lage im Land, das heute speziell für Frauen und Minderheiten einem Gefängnis gleicht.
Katajun Amirpur: Iran und die Religion: 70 Jahre Putsch gegen Mossadegh, S. 103-110
Ohne den Putsch gegen Irans demokratisch legitimierten Premier Mohammad Mossadegh lassen sich die Entwicklungen in dem Land nicht verstehen. Die Islamwissenschaftlerin und „Blätter“-Mitherausgeberin Katajun Amirpur erinnert an dieses prägende Ereignis und sieht in dem säkularen Politiker einen Bezugspunkt für die Protestbewegung heute.
Franziska Meyer-Lantzberg, Stefan Kerber-Clasen und Yalçın Kutlu: Kita – Krise – Kollaps?, S. 111-116
Nicht erst seit der Coronakrise leiden Eltern, Erzieherinnen und Kinder unter einem massiven Fachkräftemangel. Die Soziologin Franziska Meyer-Lantzberg und ihre Kollegen Stefan Kerber-Clasen und Yalçın Kutlu analysieren, warum bisherige Lösungsstrategien keine Abhilfe schaffen.
Steffen Vogel: Untergang oder Utopie: Der Klimawandel in der Literatur, S. 117-124
Kann die Literatur uns helfen, angesichts der schon jetzt dramatischen Folgen des Klimawandels nicht in Hilflosigkeit zu erstarren? Der „Blätter“-Redakteur Steffen Vogel hat die wichtigsten Neuerscheinungen gelesen und sieht in einigen Werken konkrete Utopien aufscheinen.