Ausgabe August 2023

»Blätter«-Ausgabe 8/2023

In der August-Ausgabe zeigt Sonja Eismann am Beispiel der Vorwürfe gegen die deutsche Rockband „Rammstein“, wie junge Frauenkörper zur Wegwerfware degradiert werden. Ida Dominijanni beschreibt, wie Silvio Berlusconi die politische Landschaft Italiens über seinen Tod hinaus verändert hat. Norbert Frei analysiert den Umgang der deutschen Deutungseliten mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Wladislaw Subok sieht mit Prigoschins Aufstand gegen Putin in Russland eine neue „Zeit der Wirren“ anbrechen. Katajun Amirpur erinnert an den Putsch gegen Irans demokratisch legitimierten Premier Mohammad Mossadegh vor 70 Jahren. Und Steffen Vogel entdeckt in der Literatur zum Klimawandel erste Umrisse konkreter Utopien.

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Kommentare

Geisterschiff Großbritannien: Verdrängen ohne Ende

In diesem Sommer ist es sieben Jahre her, seit die Briten für den Brexit gestimmt haben. Die Zeit davor erscheint im Rückblick wie eine Ära, in der man drohende Katastrophen noch für nichts anderes hielt als ferne Zukunftsszenarien, in deren Schatten man es sich mit wohligem Schaudern gemütlich machte.

Simbabwe: Gewalt gegen Frauen als Machttechnik

Wenn am 23. August in Simbabwe Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden, geht es für Präsident Emmerson Mnangagwa und dessen Regierungspartei ZANU-PF um viel: Nach dem Sturz des Langzeitherrschers Robert Mugabe durch das Militär im Jahr 2017 übernahm er, einst ein Parteikollege Mugabes, 2018 das Präsidentenamt.

Debatte

Aus den Augen, aus dem Sinn: Flüchtlingsabwehr in der EU

Als sich die EU-Innenminister:innen nach jahrelangem Streit Anfang Juni auf eine gemeinsame Position zur Reform der europäischen Asylpolitik einigten, feierten EU-Kommission und nationale Regierungen – darunter auch Bundesinnenminsterin Nancy Faeser (SPD) – dies als „historischen Erfolg“. Vor allem NGOs und viele Wissenschaftler:innen sehen in der Einigung hingegen das Ende des europäischen Asylrechts, wie wir es kennen.

Aufgespießt

Der neue Berliner Autowahn

Ganz unideologisch wolle er regieren, hatte Kai Wegner im Wahlkampf getönt, die Stadt wieder vereinen, eine Politik für alle machen. Nun ist der CDU-Mann tatsächlich der neue Berliner Regierende und wie zum Beweis verkündet seine Parteifreundin und Verkehrssenatorin Manja Schreiner: „Wir machen keine Politik für das Auto, wir machen keine Politik gegen das Auto. Wir machen eine Politik mit dem Auto“.

Kurzgefasst

Kurzgefasst

Mit den Vorwürfen junger Frauen gegen den Sänger der deutschen Rockband „Rammstein“, Till Lindemann, scheint die „MeToo“-Bewegung auch in der Musikbranche angekommen zu sein. Die Literaturwissenschaftlerin Sonja Eismann beleuchtet die Machtmechanismen hinter dem mutmaßlichen System Lindemann und fordert, den vielstimmigen Opfern zuzuhören.

Analysen und Alternativen

Maskierte Ohnmacht: Berlusconi als Ikone des Populismus

Die Aussicht auf Krankheit und Tod hat das Leben von Silvio Berlusconi wie ein Gespenst begleitet, besser gesagt, wie ein unaussprechliches Doppel, das er von sich fernhalten und mit allen Mitteln zu bannen suchte: beginnend mit seinem illusorischen Optimismus ewiger Jugend, über die Schönheitschirurgie bis hin zur Konstruktion eines eigenen monumentalen Grabmals im Garten seiner Villa in Arcore.

Revisionismus als Versuchung

Die Carl Friedrich von Siemens Stiftung war in den vergangenen Monaten wiederholt Gegenstand kritischer Berichterstattung in den deutschen Feuilletons. Mindestens zu Teilen hing das mit jenem Thema zusammen, von dem heute Abend ausführlich die Rede sein soll: nämlich mit dem Umgang der deutschen Deutungseliten mit der nationalsozialistischen Vergangenheit.

Russlands neue Zeit der Wirren

Während der kurzen Rebellion des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin am 24. Juni verglich der russische Präsident Wladimir Putin den „Verrat“ des Chefs der Wagner-Paramilitärs mit den Revolutionswirren von 1917: „Intrigen, Zankereien, das Politisieren hinter dem Rücken der Armee und des Volkes führten zur großen Katastrophe“, sagte Putin in einer im Fernsehen übertragenen Rede.

Iran und die Religion: 70 Jahre Putsch gegen Mossadegh

Vor 70 Jahren wurde Irans demokratisch legitimierter Premierminister Mohammad Mossadegh aus dem Amt geputscht. Eine Figur, die sich in mancher Hinsicht besser als historischer Bezugspunkt für die heutige Demokratiebewegung eignen würde als der Schah, dessen Herrschaft von manchen jetzt romantisiert wird.

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