Regimechange leicht gemacht
Immer unverhohlener mischt sich die MAGA-Bewegung in die britische Innenpolitik ein. Sie will auf der Insel eine autoritäre Wende nach amerikanischem Vorbild einläuten.
Annette Dittert, geb. 1962 in Köln, Auslandskorrespondentin und Filmemacherin, Leiterin des ARD-Studios in London.
Im Folgenden finden Sie sämtliche »Blätter«-Beiträge von Annette Dittert.
Immer unverhohlener mischt sich die MAGA-Bewegung in die britische Innenpolitik ein. Sie will auf der Insel eine autoritäre Wende nach amerikanischem Vorbild einläuten.
Als Joe Biden sein Amt vor ziemlich genau vier Jahren in Washington offiziell antrat, hofften viele, dass damit der Trump-Spuk ein für allemal beendet sei. Heute weiß die Welt, dass Bidens Regierungszeit nur ein kurzes demokratisches Intermezzo war.
Die Tories wurden krachend abgewählt. Doch Starmers Wahlsieg ist keine endgültige Absage an den Rechtspopulismus, sondern eher eine Art Atempause, nach der der Wahnsinn der Brexit-Jahre jederzeit wieder neu ausbrechen kann.
Großbritannien steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise – und die uneinlösbaren Versprechen des Brexit stehen weiter im Raum. Premier Sunak irrt mittlerweile konfus und planlos durch die politische Landschaft.
In diesem Sommer ist es sieben Jahre her, seit die Briten für den Brexit gestimmt haben. Die Zeit davor erscheint im Rückblick wie eine Ära, in der man drohende Katastrophen noch für nichts anderes hielt als ferne Zukunftsszenarien, in deren Schatten man es sich mit wohligem Schaudern gemütlich machte.
Großbritannien steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise – und die uneinlösbaren Versprechen des Brexit stehen weiter im Raum.
In Großbritannien kracht und knirscht es, wohin man auch schaut. Es droht eine humanitäre Krise, »die auf das Land zurollt wie ein Tsunami, sollte die Regierung nicht umgehend nach Lösungen suchen«.
Der Ukraine-Krieg dürfte dem britischen Premier vorerst politisch das Leben gerettet haben. Doch als Staatsmann geistert Boris Johnson außenpolitisch ohne jedes klare Konzept durch die Welt.
Seit der lange Schatten der Corona-Pandemie zu weichen beginnt, ist es unübersehbar geworden: Großbritannien befindet sich in einer eskalierenden nationalen Krise. Eine Krise, die tabuisiert wird.
Es ist schwindelerregend, in diesen Tagen in Großbritannien zu leben, wenn man ein gutes Gedächtnis hat. Leben unter der Johnson-Regierung heißt, dass alles, was heute politisch erklärt wird, morgen bereits anders ist. Was man erinnert, hat so nie stattgefunden.