Probleme der Entgrenzung
I
Daß die Jugend der westdeutschen Republik sich durch die jähe Erweiterung ihres Staatsgebiets überrumpelt und bei der Entscheidung darüber übergangen fühlt, ist nur zu begreiflich; daß sie ihr Befremden äußert, wie in der Kollektivbekundung der beiden Göttinger Autoren 1), ist hilfreich, es zu überwinden, und selbst schon so gemeint. Jede Äußerung, die die eigene Befindlichkeit innerhalb eines Prozesses, dessen außen- und militärpolitische Seite man - nach vierzigjähriger Verschleppung des Friedens mit Deutschland - als Blitzfrieden beschreiben kann und dessen innenpolitische Seite als das Gegen- und Seitenstück zu der historisch nicht sehr erfolgreichen Einverleibung Elsaß-Lothringens nach 1871 erscheint (was damals Borussifizierung heißen konnte, stellt sich nun als Rhenanisierung dar) - jede Äußerung, die die Befindlichkeit des einzelnen bei der überstürzten und sich überstürzenden Angliederung des lange ausgesonderten, immer beanspruchten Ost-Landes, das einmal das Mittel-Land war, offenlegt, leistet, wenn dies auf rationale und kommensurable Weise geschieht, einen Beitrag zur Bewältigung dieses Prozesses. Dessen katastrophische Komponente ist vermutlich niemandem klarer gewesen als denen, die ihn in Gang setzten.