Ausgabe Oktober 2025

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

Menschen feiern den ersten Jahrestag der von Studierenden angeführten Proteste, die zum Sturz der ehemaligen Premierministerin von Bangladesch, Sheikh Hasina, geführt haben vor dem Parlamentsgebäude in Dhaka, 5.8.2025 (IMAGO / NurPhoto / Maruf Rahman)

Bild: Menschen feiern den ersten Jahrestag der von Studierenden angeführten Proteste, die zum Sturz der ehemaligen Premierministerin von Bangladesch, Sheikh Hasina, geführt haben vor dem Parlamentsgebäude in Dhaka, 5.8.2025 (IMAGO / NurPhoto / Maruf Rahman)

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur zentralen Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen, die im kommenden Jahr anstehen, denn in der politischen Geschichte des Landes haben Studierendenorganisationen stets eine zentrale Rolle gespielt. Oft waren sie ein Motor gesellschaftlicher Bewegungen. Daher ist es ein Warnsignal, dass in der Hauptstadt Dhaka ausgerechnet Islami Chhatra Shibir, der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami, die Wahl mit absoluter Mehrheit gewann.[1] Unter der autoritär regierenden Awami Liga der im vergangenen Jahr gestürzten Premierministerin Sheikh Hasina waren die politischen Aktivitäten der Jamaat verboten. Die Partei ist wegen ihres radikal-religiösen Frauenbilds und ihrer Kollaboration mit dem pakistanischen Militär im Befreiungskrieg von 1971 höchst umstritten.

Unterdessen ringt die Interimsregierung unter Nobelpreisträger Muhammad Yunus darum, die öffentliche Ordnung zu sichern. Viele Menschen, die im Sommer 2024 das Ende der Awami Liga bejubelten, verspüren heute widersprüchliche Gefühle: Hoffnung auf Veränderung, aber auch Furcht und Frustration angesichts von Gewalt, Instabilität und einem nur unvollständig reformierten Staatsapparat.

»Blätter«-Ausgabe 10/2025

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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