Ausgabe Juni 1991

Das Dilemma der Glaubwürdigkeit.

Über die Zukunft der amerikanischen Außenpolitik

Der amerikanische Historiker und Ökonom Gabriel Kolko (geb. 1932) ist einer der herausragenden Vertreter der von William A. Williams begründeten „revisionistischen Schule". Diese Schule stellte die „orthodoxe" Sicht der Entstehung des Kalten Krieges in Frage, derzufolge die militärische Expansion der USA nach dem Zweiten Weltkrieg die pragmatische Antwort auf die ideologisch fundierte Aggressivität der Sowjetunion und deren hegemoniale Ambitionen gewesen sei. Professor Kolko lehrt an der York University in Toronto/Kanada. D. Red.

Die großen Veränderungen, die sich in den vergangenen zwei Jahren in der Welt vollzogen haben, kamen so schnell und unerwartet, daß viele wichtige Reaktionen der Vereinigten Staaten zögerlich, improvisiert und nur teilweise gut durchdacht waren. Schaut man sich die Äußerungen und Überlegungen der offiziellen Stellen oder der wenigen Mitglieder des außenpolitischen Establishments näher an, zeigt sich, daß die Bush-Regierung selbst in einer Zeit, in der die Sowjetunion ein politisches und soziales Trauma erlebt, eine Außenpolitik betreibt, bei der sich die traditionellen ideologischen Wahrheiten und militaristischen Impulse mit tiefgehenden Zweifeln hinsichtlich der Zukunft mischen.

Juni 1991

Sie haben etwa 30% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 70% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo