Ausgabe Januar 1992

Wir und sie

Zwischen Selbstverleugnung und Selbstzufriedenheit. Über Universalismus und Partikularismus

Im Dezember-Heft dieser Zeitschrift wird das mit dem Titel dieses Beitrags umrissene Spannungsverhältnis ungewollt beispielhaft dokumentiert. So wird von dem Autorengespann Knight/Kowalsky der „Blätter"-Mitherausgeberin Osterkamp eine „linke Betroffenheitsphraseologie...als Analyseersatz" zugeschrieben und sie in eine Kategorie namens „Ausländerfreunde/Inländerfeinde" gepackt, deren Triebfeder „Abscheu gegenüber allen Deutschen, ein versteckter Selbsthaß" sei. Und die so Kritisierte revanchiert sich 40 Seiten danach mit der Zuordnung des besagten Duos zu „neueren Versionen (nach Manier alerter Yuppies)", die positiv gewendete Fremdenfeindlichkeit „zum Menschenrecht auf eine eigene, durch Fremde nicht belastete Identität stilisiert" und qualifiziert dies als moralisch fragwürdige „Variante des Herr-im-Hause-Standpunkts". Angesichts solchen Schlagabtauschs könnte es fast schon von einer sensiblen Redaktion inszeniert sein, daß — zumindest räumlich — dazwischen in einem aus dem Jahre 1950 stammenden Text von Thomas Mann (der sich im Titel bezeichnenderweise „Wider die Selbstgerechtigkeit der besseren Welt" wendet) hinsichtlich staatlicher Propaganda in der Ära des Kalten Krieges von „schulbubenhaften Bezichtigungen und Gegenbezichtigungen" die Rede ist...

Januar 1992

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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