1. Vom Elend und Charme der Neuen Weltordnung
Wenn Elefanten miteinander kämpfen, dann leidet das Gras. Und wenn sich Elefanten lieben? Dann leidet es auch.
So ähnlich wie in diesem afrikanischen Sprichwort stellt sich für Samir Amin, einen der bekanntesten Theoretiker aus der Dritten Welt, die Lage des Südens nach dem Zerfall des „Realsozialismus", angesichts der Auflösung des Ost-West-Gegensatzes und der wachsenden Triadenkonkurrenz zwischen Europa, USA und Japan dar. Von der „neuen", der unipolaren Weltordnung, so schlußfolgert er in seinem neuen Buch, hat der Süden des Globus nichts zu erwarten. Seine wirtschaftliche und soziale Perspektive ist bereits seit längerem vorgezeichnet: Mit wenigen Ausnahmen kann von der beschleunigten Fortschreibung der Peripherisierung und Marginalisierung großer Teile Afrikas, Asiens und Lateinamerikas innerhalb des Weltsystems ausgegangen werden, wobei dieser Vorgang der Zwangsabkoppelung keineswegs mit verminderter Ausbeutung einhergeht. Der jüngste Human Development Report des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) bezifferte die Nettogewinne des Nordens im Nord-Süd-Verhältnis, die „Weltmarktkosten der Entwicklungsländer" (resultierend aus ungleicher Partnerschaft und eingeschränktem Zugang zu den Märkten), auf rund 500 Mrd. US-Dollar pro Jahr.