Ausgabe Februar 1996

Der Weg nach Dayton

Diplomatische Stationen eines Friedensprozesses

In seinem Artikel "Wo der Osten beginnt", publiziert 1929 in "Foreign Affairs", beschrieb Hamilton Fish Armstrong Gefühle und Vorurteile, die auch heute noch über den Osten, dessen Bewohner, über Jugoslawien und die Jugoslawen bestehen. Der Balkan ist zurück in der Zukunft. Genau wie 1918, als die Großmächte die südlichen Slawenvölker bei der Bildung des Staates der Serben, Kroaten und Slowenen, dem Vorgänger des Staates Jugoslawien, unterstützten und gleichzeitig einen dauernden Frieden nach dem Ersten Weltkrieg und die Aufteilung der Kaiserreiche versprachen, wird heutzutage die Vereinbarung von Dayton als der Beginn einer neuen Weltordnung präsentiert, als Meilenstein eines Friedens, dessen Geist jetzt über den Balkan streicht. Es ist traurig und beunruhigend festzustellen, daß während der Kalte Krieg friedlich zu Ende ging, gleichzeitig ein heißer Krieg im Herzen Europas begann.

Die Konsequenzen des Krieges in Jugoslawien wie auch die politischen Folgen des in Dayton unterzeichneten Friedensabkommens reichen weit über die Grenzen Jugoslawiens hinaus. Die kulturellen Elemente, die den dortigen Krieg möglich machten, haben vielfältige Folgen für die Beziehungen der Staaten der Europäischen Union untereinander und die Sicherheitsstrukturen.

Februar 1996

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema