Ein erstaunlich großer Teil der Debatte über Israels politische Optionen, besonders in amerikanischen Kreisen, scheint davon auszugehen, daß der neue Premier Benyamin Netanyahu in Sicherheitsdingen tun kann, was ihm gefällt. Auf die arabischen Reaktionen scheint es nicht anzukommen. Netanyahu versprach im Wahlkampf Frieden plus Sicherheit, ohne Konzessionen an die Araber. Er erklärte, daß Israel die Golanhöhen ebenso wie die bestehenden Siedlungen auf der Westbank und in Hebron behalten oder sie sogar erweitern würde; daß es gegebenenfalls in den Gazastreifen zurückkehren und die Selbstmordanschläge der Hamas in Israel ebenso wie den Beschuß israelischer Dörfer durch militante Islamisten aus dem Südlibanon beenden werde. Sein Gegner Schimon Peres versprach lediglich Frieden, in Anerkennung der Tatsache, daß dafür mit territorialen und politischen Zugeständnissen an die Palästinensische Befreiungsorgansisation und an Syrien bezahlt werden müsse. Peres und sein ermordeter Vorgänger Yitzhak Rabin hatten allerdings in bezug auf die PLO eine gefährliche Linie eingeschlagen. Sie gestanden Arafat gerade soviel zu, daß er als Verhandlungspartner zu halten war, aber nicht genug, um die Palästinenser wirklich zufriedenzustellen.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.