Als der letzte Versuch, Deutschland von seiner verhängnisvollsten Regierung zu befreien, endgültig mißlungen war, in jenen bedrückenden Tagen nach dem 20. Juli 1944, stand mit unabdingbarer Klarheit vor unseren Augen, was jetzt kommen mußte: die Spaltung Deutschlands und die Rivalität seiner beiden Teile, die jeweils einem anderen Kulturkreise zufallen mußten. Auch daß Deutschland damit symptomatisch werden würde für die Gesamtlage Europas, konnte man ahnen. Wir haben dieses auf uns zukommende Geschehen mit seinen inneren und äußeren Möglichkeiten damals in unvergeßlichen Gesprächen erwogen, im vertrauten Kreise der Freunde, in der peinvollen Lage derer, die sehen müssen, wie das Schicksal den einholt, der seine ureigenste Möglichkeit preisgegeben hat. Jetzt würden wir gezwungen sein, zu gehen, wohin wir nicht wollten. Es gibt solche Momente besonderer Hellsicht, dann deckt ein Blitz, grell und unausweichlich, die Landschaft vor unseren Augen auf, durch die wir in der Nacht der Bewußtlosigkeit, des falschen Scheins und der feigen Träumereien dahintrotten. Dann müssen wir sehen, wo wir sind und worauf zu wir gehen.
So war damals vieles von dem, was hernach kam, vor unseren erschrockenen Blicken aufgedeckt. Aber als es real wurde, schwand im allgemeinen Bewußtsein unseres Volkes die Einsicht in die innere Notwendigkeit dieses Geschehens.